Beschreibung
Nahrungsaufnahme und Liebe sind menschliche Bedürfnisse, die in kulturellen Praktiken ebenso wie in Kunst und Literatur oftmals eine enge Verbindung eingehen. Das Buch behandelt diesen Bereich erstmals in Bezug auf die Literatur des Mittelalters. Im Zentrum steht Wolframs von Eschenbach 'Parzival', in dem sich die Nahrungsthematik wie ein Leitmotiv durch den Text zieht. Ausgangspunkt ist die Erkenntnis, dass Essens- und Trinkensdarstellungen in spezifischer Weise an der Konstituierung der literarischen Entwürfe von höfischer Minne mitwirken, indem sie als Vermittlungsformen fungieren, die die Semantik des höfischen Frauendiensts mit antagonistischen Tendenzen verbinden: mit Tod, Gewalt, Körper, Natur und Sexualität. Aus diesen semantischen Potenzialen wird im 'Parzival' poetisches Kapital geschlagen. Alimentäre Handlungen und Bildlichkeiten tragen zur Zeichnung von Figuren und ihren Beziehungen, von Orten und Handlungen bei. Darüber hinaus haben sie Effekte auf die Gestaltung des Erzählens von Minne, indem z. B. in Minnemahlszenen Sujet- und Handlungsoptionen entworfen werden, die sich retrospektiv entweder als symbolische Vorausdeutung oder als abgewiesene Erzählalternative erweisen. Die Untersuchung der Verbindung von Nahrungsaufnahme und Liebe verschafft Zugang zu Kompositionsprinzipien des Romans, die in der Forschung bislang nicht berücksichtigt wurden.
Inhalt
I. EINFÜHRUNG1. Problemstellung2. Theoretische Vorüberlegungen3. Methodisches Vorgehen4. UntersuchungsgegenstandII. ESSEN, TRINKEN UND LIEBE: KULTURELLE DEUTUNGSRAHMEN1. Kulinarische Objekte als Liebesgaben2. Mahl und Minne3. Nahrungsaufnahme und Minne4. Nahrungsmittel und Minne5. Jagd und MinneIII. ESSEN, TRINKEN UND LIEBE IN WOLFRAMS VON ESCHENBACH 'PARZIVAL'A. Semiotik des Alimentären1. Semiotik I: Textinterne Verfahren der Zeichenbildung2. Semiotik II: Literarische Verarbeitung kultureller Deutungsmuster3. Zusammenfassung der ErgebnisseB. Poetische Funktionen des Alimentären1. Minnedarstellung: Hybridisierung der literarischen Entwürfe von Minne2. Poetische Funktionen des Alimentären, die über die Darstellung von Minne hinausgehen...3. Zusammenfassung der ErgebnisseIV. ASPEKTE EINER POETIK DES ALIMENTÄREN IN DER HÖFISCHEN MINNEDICHTUNG1. Prekärer Zeichenstatus: das Kollabieren der Unterscheidung zwischen referenziellem, figurativem und imaginärem Sinn2. Die Nahrungsthematik als Medium der Reflexion von Liebe im Spannungsfeld von Leben und Tod, Körper und Geist, Natur und Kultur3. Imaginäre Körperbilder: Hyperbolisierung, Entgrenzung des männlichen Körpers4. Zum Schluss: Spezifisch WolframschesV. LITERATURVERZEICHNIS / ABBILDUNGSNACHWEISE1. Textausgaben und Quellen2. Nachschlagewerke, Lexika, Wörterbücher3. orschungsliteraturAbbildungsnachweise
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