Beschreibung
Wo bleibt die Pointe? fragen wir, wenn wir vergeblich auf den Überraschungseffekt eines Textes, auf den sinnstiftenden Wendepunkt gewartet haben. Oder sollten wir sie etwa nicht verstanden haben? Pointen sind typisch für viele Texte, in denen mit Sprache in virtuoser Weise gespielt wird. Witze z. B. müssen eine Pointe enthalten, sonst sind sie keine Witze: Wie vermehren sich Mönche und Nonnen? - Durch Zellteilung. Das gilt auch für "Bildwitze", den Cartoon und den Comic. Ebenso sind Anekdoten in den meisten Fällen pointiert. Aphorismen müssen es nicht sein. Allerdings gipfelt die Zuspitzung eines brillanten Gedankens in den besten Aphorismen auch in einer Pointe: Ein Schein von Tiefe entsteht oft dadurch, dass ein Flachkopf zugleich ein Wirrkopf ist. Was nun ist es genau, was die genannten vier Textsorten, den Witz, den Cartoon, die Anekdote und den Aphorismus, durch die Pointe miteinander verbindet? Pointe (1) Überlagerung zweier zunächst nicht zusammenpassender, miteinander in Spannung stehender Vorstellungen (inkongruente Konzepte); (2) durch Inkongruenz entstehende inhaltliche Unklarheit (Ambiguität) und Unstimmigkeit/Widersprüchlichkeit des Bild-/Textaufbaus (Inkohärenz); (3) Rätseleffekt für den um Bild-/Textverständnis bemühten Betrachter/Hörer/Leser; (4) überraschende Wende der Bild-/Textrezeption durch (5) Entdeckung eines Zusammenhangs zwischen beiden Konzepten (unvermuteter semantischer Richtungswechsel, oft durch Mehrdeutigkeit von Bild-/Textbestandteilen ermöglicht); (6) Sinnerfassung, Sinnstiftung bei Auflösung der Inkongruenz (Lösung des Rätsels). "Trefflich" sind die ausgewählten Beispiele in dieser kommentierten Textsammlung in zweifacher Hinsicht: Sie sind geistig anspruchsvoll und fordern wie fördern beim Leser den Sinn für Humor wie auch das Nachdenken über scharfsinnige, aber eigenwillige Weltdeutungen. Sie "treffen" aber auch mit ihrer Zuspitzung häufig empfindliche Bereiche, sind nicht immer nur harmlos komisch, sondern oft auch aggressiv. In jedem Fall führt die Lektüre der Texte zu Lesevergnügen, einerseits zur Freude an kreativen, manchmal raffinierten Wortspielen, andererseits zur Bewunderung glänzend formulierter, pfiffiger Einfälle und scharfsinniger Behauptungen.
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