Beschreibung
Die 120 Tage von Sodom oder die Schule der Ausschweifung ist ein teils nur skizzenhaft ausgeführter Text (Episodenroman) des Marquis de Sade, den dieser in der Pariser Bastille als Gefangener auf einer schmalen Papierrolle am 22. Oktober 1785 niederzuschreiben begann und in 37 Tagen fertigstellte. De Sade schildert ausführlich die später nach dem Autor benannten sadistischen Sexualpraktiken von vier während der Regentschaft Ludwigs XIV. durch Steuer-Erpresserei zu Reichtum gelangten Franzosen im Laufe eines von obszönen Erzählungen begleiteten, mehr als viermonatigen Aufenthalts in einem zugemauerten Schloss an einem geheimen abgelegenen Ort Südwestdeutschlands. Sowohl in der Auswahl der teilnehmenden Personen als auch hinsichtlich des planvollen Verlaufs folgen die Ereignisse einer eigentümlichen Systematik und strengen Choreografie. Hauptpersonen der Ereignisse sind vier Wollüstlinge im mittleren Alter zwischen 45 und 60 Jahren und deren Töchter, die gleichzeitig deren Ehefrauen oder Sexualgespielinnen sind. Insgesamt bedienen sich die Herren eines unterworfenen Personals einschließlich ihrer Ehefrauen bzw. Töchter von 42 Personen. In der Handlung ist bis ins Detail festgelegt, wer mit wem zu welchem Zeitpunkt welche Art von Sexualpraktik durchexerziert. Im Verlauf der einzelnen Handlungsabschnitte werden, begleitet von den Erzählungen über perverse und bizarre Sexualhandlungen, die Sexualobjekte abwechselnd sexuell ausgebeutet, erniedrigt, bestraft, miteinander verheiratet und gefoltert. Die Jungfrauen werden entjungfert und eine Ehefrau wird geschwängert. Die Rolle des Manuskripts wurde 2017 zum nationalen Kulturgut erklärt. Der Roman gehört zur Weltliteratur.
Autorenportrait
Donatien Marquis de Sade, * 2. Juni 1740 in Paris; gestorben 2. Dezember 1814 in Charenton-Saint-Maurice bei Paris war ein französischer Adeliger aus dem Haus Sade. Er wurde bekannt durch seine gewaltpornographischen Romane, wovon er die meisten während jahrzehntelanger Aufenthalte in Gefängnissen und Irrenanstalten schrieb. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass die Handlung durch lange philosophische Passagen radikal-atheistischer und materialistischer Konzeption unterbrochen wird. Diese philosophischen Diskurse dienen zum einen der Rechtfertigung des grausamen Plots und zum anderen der Propagierung seiner libertären Ansichten. Er beschrieb, dass man eine sexuelle Deviation erlebt, die darin besteht, dass ein Mensch Lust oder Befriedigung erlebt, wenn er andere Menschen demütigt oder quält.