Beschreibung
Daß dieses Buch sich gegen gewisse Machenschaften der Metaphysik wendet, der alten sowohl wie mancher neuen, brauche ich nicht besonders zu rechtfertigen; man wird die hier ans Licht gezogenen Fehler und Vorurteile wohl im ganzen zugeben und ihre Bekämpfung gerechtfertigt finden, wennschon sie im Denken unserer Zeit keineswegs ausgestorben sind. Daß es aber hierbei um den eigentlichen Kernpunkt alter und neuer Metaphysik geht, auch derjenigen, die nicht diesen königlichen Titel führt - um einen Punkt, der auch von kritischen Köpfen schwerlich jemals ganz als solcher erkannt worden ist -, muß ich besonders aussprechen. Denn das ist es, was viele der Heutigen teils noch nicht, teils nicht mehr wissen, wiewohl ein stiller und zäher Kampf darum das spekulative Denken von jeher begleitet hat. Ist es doch so geworden, daß auch diejenigen, die es aus ihrer Geschichts- und Gegenwartskenntnis sehr wohl wissen, es doch nicht recht glauben wollen und gerne achtlos beiseite schieben. Wie sehr vollends ihr eigenes Denken immer noch teleologisch gefangen ist, ahnen vielleicht nur die wenigsten. Denn darin ändern sich die Menschen mit den Zeitaltern nur wenig; sie wählen sich nach wie vor ihr Weltbild nicht so sehr nach Vernunft und Einsicht, als nach ihren Wünschen und Sehnsüchten. [Auszug aus dem Vorwort des Buches]
Autorenportrait
Nicolai Hartmann wurde 1882 in Riga geboren und starb 9. Oktober 1950 in Göttingen. Nicolai Hartmann war Professor der Philosophie und gilt als Erneuerer der Ontologie und als Vertreter des kritischen Realismus im 20. Jahrhundert. Seine Arbeiten stehen in Beziehung zu Husserls Phänomenologie, welche er als Instrument zur Analyse formaler Ontologie in seinen Untersuchungen anwendet.