Beschreibung
In den Jahren der frühen Bundesrepublik von 1945 bis etwa 1970 gab es einen ungewöhnlichen Theaterbau-Boom, der sich angesichts der Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs vor allem auf die Rekonstruktion der Theaterstruktur der Vorkriegszeit richtete. Es erschien daher bereits Anfang der 70er Jahre sinnvoll, dieses Phänomen empirisch zu erfassen und im Sinne einer gesellschaftlichen Entwicklung zu bewerten. Den Kern der als Reprint erneut vorgelegten Untersuchung bildet daher eine Erhebung, in der sämtliche Theater-Neubauten dieser Zeit auf dem Gebiet der Bundesrepublik und Westberlins nach äußeren Faktoren (Standorte, Verkehrsanbindung, städtebauliche Situation etc.) sowie der inneren Struktur der Gebäude (Spielstätten, Zuordnung von Bühne und Zuschauerraum, Nebenräume im Bühnen- und Besucherbereich etc.) erfasst sind. Die Analyse arbeitet heraus, dass die Neubauten im Wesentlichen die herkömmlichen Formen des bürgerlichen Theaters widerspiegeln, wie es gegen Ende des 19. Jahrhunderts bis in das frühe 20. Jahrhundert ausgeformt war. Nach rund 6070 Jahren werden die meisten dieser Bauten sanierungs oder erneuerungsbedürftig. Angesichts der hohen Kosten führt dies in Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit regelmäßig zu intensiven Diskussionen über die Frage Sanierung oder Neubau. Es lohnt daher ein Blick zurück in die Entstehungszeit der Bauten aus der frühen Bundesrepublik.
Autorenportrait
Der Autor (Jg. 1939) ist Medienwissenschaftler mit ingenieur- und kulturwissenschaftlichem Hintergrund. Nach medienbezogener Tätigkeit in Forschungseinrichtungen war er bis zum Ruhestand als Leiter universitärer Medienzenten tätig. Die jahrzehntelange Beschäftigung mit technologiegeschichtlichen Entwicklungen im gesellschaftlichen und kulturellen Kontext hatte ihren Ausgangspunkt Ende der 60er Jahre mit der Tätigkeit im Institut für Theaterbau an der TU Berlin, wo auch die hier erneut vorgelegte Untersuchung entstand. Die vor allem nach der Jahrtausendwende auflebende Diskussion um die Sanierung oder Erneuerung der in die Jahre gekommenen Theaterbauten aus der Nachkriegszeit ließ es reizvoll erscheinen, diesen Faden aus dem Abstand von bald fünf Jahrzehnten noch einmal aufzunehmen.