Beschreibung
Sprachmittler, Sittenbewahrer, Sündenböcke: Afrikanische Dolmetscher besetzten in den französischen Kolonien in Westafrika im 19. und 20. Jahrhundert eine Schlüsselposition. Als Mittler zwischen Sprachen und Kulturen konnten sie die Traditionen der lokalen Bevölkerungsgruppen bewahren und stärken. Zugleich erlaubte es ihnen ihre Machtposition, von der kolonialen Unterdrückung und Ausbeutung zu profitieren. Das machte sie zur Zielscheibe des Zorns ihrer Landsleute.
Miriam Gamauf rückt die ambivalente Rolle der Dolmetscher in den Fokus. Sie erforscht die Biographien der „Weltenwandler“ zwischen muslimisch-afrikanischer Identität und der Funktion als Sprachrohr der Kolonisatoren. Welche Rolle spielen koloniale Institutionen wie die École des Otages? Und was lässt sich in den Lebensläufen der Dolmetscher aus dem Senegal, Französisch-Guinea und Französisch-Sudan entdecken? Gamaufs Studie entfaltet ein Panorama der Hand-lungsmacht jenseits der Dichotomie von „passiven Kolonisierten“ und „aktiven Kolonisatoren“.
Autorenportrait
Miriam Gamauf hat das Masterstudium Translation mit dem Schwerpunkt „Konferenzdolmetschen“ am Zentrum für Translationswissenschaft der Universität Wien abgeschlossen. Sie forscht unter anderem zum Dolmetschen in kolonialer Historiographie und zur Rolle von Sprache und Macht in soziopolitischen Kontexten.