Beschreibung
Als sich Saul Dunkelstein als Leiter der Auswanderungsabteilung der Israelitischen Kultusgemeinde in den Dienst der Nazis stellt, wird seine Tätigkeit von vielen Wiener Juden mit Angst und Misstrauen betrachtet. Das Verdienst des einstigen Rabbiners Dunkelstein ist zwiespältig. Aus Sicht der Nazis sorgt er für eine reibungslose Deportation der Juden nach Osten, er selbst ist überzeugt, lebensrettende Maßnahmen zu setzen, indem er die Juden zur raschen Emigration drängt - bleibt die alles entscheidende Frage: Paktiert Dunkelstein mit den Nazis oder hat er sich zugunsten der jüdischen Gemeinde mit ihnen arrangiert?Robert Schindel überlässt die Beantwortung dieser Frage dem Leser. Ausgewogen, aber mit Vehemenz stellt er den Rabbiner in einem ausweglosen historischen Dilemma dar. Partei ergreift Schindel höchstens für die Judenräte, zu jener Zeit Instanzen der Ohnmacht, die jeden Augenblick unter Lebensgefahr zwischen Pest und Cholera zu entscheiden hatten.
Autorenportrait
Robert Schindel, geboren 1944 in Bad Hall/Oberösterreich, lebt als freier Schriftsteller in Wien. Ausgezeichnet u. a. mit dem Erich-Fried-Preis 1993 und mit dem Eduard-Mörike-Preis 2000. Zahlreiche Publikationen, u.a. "Gebürtig". Roman (1992), "Immernie". Gedichte (2000), "Nervös der Meridian". Gedichte (2003), "Mein mausklickendes Saeculum". Gedichte (2008). Bei Haymon: "Kassandra". Roman (2004), "Der Krieg der Wörter gegen die Kehlkopfschreie". Capriccios (2008).
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