Beschreibung
Hier trifft Franzobel auf Tempest und Midsummer Night's Dream: Die moralisch verkommene Boots-besatzung des Herzogs von Mailand findet sich im Zauberwald von Oberon und Titania wieder. Hohe Kunst in bester Shakespeare'scher Tradition. Dass der dünne Firnis der Zivilisation unter unterschiedlichsten Bedingungen bricht, ist ja leider allzu bekannt. Wie schnell aus Opfern Täter werden und umgekehrt, zeigt sich in rasendem Wechsel. Ausgehend von geschichtlichen Fakten über die kleine Reichsstadt Weißenburg lässt Franzobel einen deutschen Zauberwald voll großer Geschichte und kleineren Geschichten entstehen. Die Judenvertreibung von 1520, der Bankrott von 1481, dessen Folgen wie immer die "Kleinen" ausbaden mussten, und die Pogrome in Ellingen und Pappenheim von 1938, die von Weißenburg aus organisiert wurden - das Stück kondensiert sich zur Fahrt in der historischen Hochschaubahn. Ein Lebkuchenmann dringt in den von der Erlkönigin beherrschten Märchenwald deutscher Geschichte, um das Grundübel zu entlarven, dass zu allen Zeiten die Bereitschaft besteht, den Firnis der Zivilisation bei der kleinsten Gelegenheit aufzulösen.
Autorenportrait
Franzobel, geboren 1967 in Vöcklabruck, lebt als freischaffender Fahrradfahrer in Wien und betätigt sich gelegentlich auch als Autor von Romanzen, Erzählungen, Gedichten, Theaterstücken und Essays.