Beschreibung
Wie steht es um die nationale österreichische Identität in der Zweiten Republik, und was bedeutet dies für Männer und Frauen? Dieser Frage geht die Autorin unter Verwendung eines genderspezifischen Ansatzes nach. Trotz des Verzichts auf nationales Pathos und mit der Beschränkung auf einen "Nationalismus light" knüpft das "Haus Österreich" nach Kriegsende klar an Traditionen westlicher Nationalismen an, ebenso an traditionelle Geschlechterhierarchien, die den "nationalen Wiederaufbau" stabilisieren. Begreifen wir "Nationale Identität" nicht als statische, als stabile Größe, sondern als Teil eines ständigen Prozesses sozialer Beziehungen, in den (neue) Werthaltungen und Sichtweisen einfließen und konstruiert werden, dann kommt der Kategorie "Geschlecht" in der Erklärung ein zentraler Platz zu. Die in modernen nationalen Gesellschaften eingeschriebenen Ungleichheiten der Geschlechter haben Auswirkungen und Entsprechungen in die Gegenwart herein. Der politischen Bedeutung der bipolaren nationalen Konstrukte von "Männlichkeit" und "Weiblichkeit" steht allerdings die sträfliche Vernachlässigung der Kategorie "Geschlecht" in der Nationalismusforschung gegenüber. Die Untersuchung arbeitet diesem Mainstream vorgegebener "Geschlechtsneutralität" entgegen, durchleuchtet den nationalen Überbau nach geschlechtsspezifischen Prägungen und legt die Ein- und Ausschließung von Frauen in bzw. aus den nationalstaatlichen Konzeptionen dieser ZweitenÿRepublik offen.
Autorenportrait
Erika Thurner, Politikwissenschaftlerin und Historikerin, bis Dezember 2016 Professorin am Institut für Politikwissenschaft der Universität Innsbruck. Forschungsschwerpunkte und Publikationen zu Nationalsozialismus, Minderheiten, Ethnizität und Migration, Politische Theorien, Feminismus- und Biographie-Forschung. Zahlreiche wissenschaftliche Auszeichnungen, u. a.: Kulturförderungspreis der Stadt Salzburg 1986, Käthe-Leichter-Preis 1993, American-Library-Award for Outstanding Academic Books 2000, Bruno-Kreisky-Anerkennungspreis für das politische Buch 2000 (für "Nationale Identität und Geschlecht in Österreich nach 1945") sowie 2008 (für die Herausgabe von Johanna Dohnals Innsbrucker Vorlesungen, gemeinsam mit Alexandra Weiss).