Beschreibung
Weshalb die Rechtswissenschaft systematisch zu verfahren hat, läßt sich nur begreiflich machen, wenn man den Anspruch auf angemessene Rechtsanwendung aus der Perspektive von Legitimationsbedingungen der politischen Praxis betrachtet. Dieser interne Zusammenhang von Jurisprudenz und Politik wird in der herkömmlichen juristischen Methodenlehre weitestgehend verleugnet. Denn dort herrscht das Dogma, Rechtswissenschaft habe politisch neutrale "Rechtserkenntnis" zu sein, also einen manifesten oder latenten Gesetzesinhalt zu entdecken und begrifflich aufzuschlüsseln. In diesem Buch wird zunächst untersucht, unter welchen Bedingungen dieses Dogma entstanden ist und zu welchen unüberwindlichen Schwierigkeiten es führt. Unter Rückgriff auf die neuere amerikanische Rechtstheorie wird dann eine dezidierte "politische" Konzeption systematischer Rechtsarbeit entwickelt. Der Zweck und die Funktionsweise einer systematischen Jurisprudenz werden vor dem Hintergrund des Republikideals deutlich gemacht, das dem Verfassungsstaat westlicher Prägung zugrunde liegt. Darauf aufbauend wird die systematische Rechtsanwendung einer demokratieorientierten Rechtfertigung zugänglich gemacht.