„… diese idiotischen Untergangsjahre“ Wilhelm Thöny im Ersten Weltkrieg
… these idiotic years of doom' Wilhelm Thöny in the First World War
Hochreiter, Otto / Rainer, Annette / Zerovnik, Martina
Erschienen am
24.09.2015
Beschreibung
Wilhelm Thöny, einer der bedeutendsten österreichischen Maler der Zwischenkriegszeit, meldete sich ein Jahr nach Beginn des Ersten Weltkrieges freiwillig. Seine im Dienst des Grazer Dreier Schützen-Regiments entstandenen Arbeiten erzählen einmal voll Nüchternheit und Melancholie, ein andermal voll dramatischer Inszenierung von Kriegshelden, Feinden Deutschlands, Schlachten und dem Alltag des Soldatenlebens. Thönys Bilder vom Krieg sind Teil der repräsentativen Fassade, die es gegen die zweifelhafte Kriegslegitimität und die Niederlagen an der Front zu errichten und aufrechtzuerhalten galt. In der Ausstellung diese idiotischen Untergangsjahre. Wilhelm Thöny als Regimentsmaler im Ersten Weltkrieg" sowie der gleichnamigen Publikation werden Thönys Bilder unter Einbeziehung militärhistorischer Kenntnisse ikonografisch entschlüsselt und mit dem Schrecken der Stahlgewitter konfrontiert. Dabei wird die Diskrepanz sichtbar zwischen Thönys affirmativen, der vaterländischen Propaganda und seinem persönlichen Überleben dienenden Werken, seinen persönlichen Kriegserschütterungen und pazifistischen Perspektiven auf eine Zeit, die er nach dem Weltkrieg als diese idiotischen Untergangsjahre bezeichnen sollte.
Autorenportrait
Otto Hochreiter ist Ausstellungskurator, Museologe und Publizist. Seit 2005 Direktor des GrazMuseums (EMYA Museum of the Year Award Nominee 2014), seit 2014 auch Leiter des Stadtarchivs Graz. Seit 2013 im Vorstand von ICOM Österreich. Sein letztes großes Kuratat war für die Dauerausstellung 360GRAZ. Die Stadt von allen Zeiten. Annette Rainer studierte Kunstgeschichte an der Universität Graz und Bildnerische Erziehung an der Pädagogischen Akademie der Diözese Graz-Seckau. Sie ist Kuratorin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am GrazMuseum. Schwerpunkt ihrer Forschung sind Künstler/-innen der Zwischenkriegszeit. Martina Zerovnik studierte Germanistik und Philosophie an der Universität Wien. Sie arbeitet als freie Literatur- und Kulturwissenschaftlerin, Kuratorin, Texterin und Lektorin und forscht zu Kunst- und Kulturtheorie, Medienwandel, Film sowie Geschlechter- und Identitätskonzeptionen.