Beschreibung
Studienarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,7, FernUniversität Hagen (Kulturwissenschaften), Sprache: Deutsch, Abstract: In der Vorrede des Schauspiels Die Räuber wird deutlich, dass Schiller mit diesem Text nicht allein das Ziel verfolgt, sein Publikum zu unterhalten. Er versteht sich vielmehr als Menschenmaler, der bestrebt ist, eine Kopie der wirklichen Welt zu schaffen und die menschliche Seele gleichsam bei ihren geheimsten Operationen [zu] ertappen. Der Autor steht zum Zeitpunkt der Niederschrift des Stücks am Ende seines Medizin-studiums an der herzoglichen Militärakademie in Stuttgart. In dieser Hausarbeit soll gezeigt werden, dass sich Schillers Überzeugungen als Anthropologe und philosophischer Arzt in seinen Figuren widerspiegeln. Hierzu bietet es sich an, Vergleiche zu seiner ersten und seiner dritten Dissertation (Philosophie der Physiologie und Versuch über den Zusammenhang der thierischen Natur des Menschen mit seiner geistigen ) zu ziehen. Besonders an der Figur des Franz scheint sich die Abwendung von Descartes Leib-Seele-Verständnis am Ende des 18. Jahrhunderts und die Entstehung einer psycho-somatischen Medizin ablesen zu lassen. Zudem stellt sich die Frage, ob Schiller am Negativbeispiel des Franz seine Ablehnung des Materialismus begründen will, an dem er Franz scheitern lässt. Schiller geht in seinem Schauspiel immer wieder auf den maßgeblichen Einfluss der äußeren Umstände ein, die das Subjekt zwischen tierischer und göttlicher Bestim-mung schwanken lassen. Dies gilt sowohl für Franz als auch ganz besonders für sei-nen Bruder Karl, dessen Position zwischen Vieh und Engel eines der Hauptmotive des Textes ist. Somit soll auch gezeigt werden, dass das Schauspiel den von Ale-xander Kosenina beschriebenen Wandel vom Tat- zum Täterstrafrecht, der sich während der Entstehungszeit vollzog, erkennen lässt. Aus diesem Grund scheint es sinnvoll, die historischen Quellen, auf die sich der Autor des Stücks bezieht, zu untersuchen. In Die Räuber ist außerdem der Einfluss der Physiognomik als Teil der damaligen anthropologischen Lehre zu bemerken. Der von Wolfgang Riedel festgelegte Stand-punkt Schillers zwischen Lavater und Lichtenberg soll näher betrachtet werden. Insgesamt soll herausgestellt werden, dass Schillers Schauspiel den Menschen in seiner Gesamtheit zu erfassen sucht und folglich ein Musterbeispiel für die literarische Anthropologie ist.