Beschreibung
Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Germanistik - Linguistik, Note: 1,0, Freie Universität Berlin (Deutsche und Niederländische Philologie), Veranstaltung: Sprachwandeltheorien, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Frage nach Martin Luthers Verdienst für die deutsche Sprache beschäftigte schon Generationen von Sprachwissenschaftlern. Inzwischen kann als einhellige Meinung betrachtet werden, dass niemand mehr Luther für den Schöpfer der neuhochdeutschen Schriftsprache hält. Fest steht jedoch auch, dass der Reformator durch die Klarheit und Verständlichkeit seiner Texte ein Vorbild für viele Schreiber seiner Zeit war und die damaligen Grammatiker ihm große Wertschätzung entgegenbrachten (MEIß 1994: 16). Luthers Leistung besteht deshalb vor allem in der erfolgreichen Etablierung von Sprachvarianten zur Herstellung einer bis heute allgemein gültigen Norm. In mühevoller Arbeit und Beratung mit Fachkollegen überarbeitete er in mehreren Revisionen der Bibel verschiedene Varianten bis zur endgültigen Form. Und schließlich sorgte er als erster deutscher Autor dafür, dass Drucker, Setzer und Korrektoren ihrer Eigenmächtigkeit entledigt und zur gewissenhaften Wiedergabe der mit dem Autor vereinbarten Sprachgestalt angehalten wurden (POLENZ 1991: 249).Die Kernfrage der vorliegenden Arbeit wird deshalb nicht sein, ob Luther tatsächlich als Erschaffer der neuhochdeutschen (nhd.) Schriftsprache zu betrachten sei (hierzu soll lediglich das erste Kapitel eine Übersicht verschiedener Meinungen liefern), sondern welche Konstruktionen der modernen Sprache er bereits verwendete und somit auch zu verbreiten und durchzusetzen half. Hierbei wird ausschließlich der Satzbau (Syntax) behandelt, der zahlreiche Phänomene zur sprachlichen Analyse bereithält. Alle untersuchungswürdigen Aspekte aufzunehmen hätte jedoch deutlich den Rahmen dieser Arbeit gesprengt, darum werden nur einige ausgewählte syntaktische Merkmale untersucht und mit Luthers zeitgenössischer sowie moderner Satzbildung verglichen. Als Grundlage hierfür dienen nicht nur Luthers Bibelübersetzungen, sondern auch seine Streitschriften, Fabeln und Briefe. Durch eine Fülle von Beispielen aus diesen Texten liefern Erwin ARNDT und Gisela BRANDT mit ihrem Werk die Basisliteratur für die syntaktischen Untersuchungen. Das Fazit dieser Arbeit fasst die gewonnenen Erkenntnisse zu einem Gesamteindruck zusammen, ohne sich ein Urteil über Luthers Verdienst für die deutsche Sprache zu erlauben. Wichtiger ist die Analyse und Dokumentation der syntaktischen Entwicklungen aus einer Zeit des Übergangs und Umbruchs sowohl innerhalb des sprachlichen als auch des gesellschaftlichen Lebens.
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