Beschreibung
Dunkle Materie: So nennen Physiker jenen Stoff, ohne den das Funktionieren des Universums nicht erklärt werden kann über den die Forscher aber kaum etwas wissen. In dieser Ausgabe behandeln wir ein Thema, das man als eine Art historischer Dunkler Materie bezeichnen könnte: das alte Persien. Eine uralte Kulturnation zwischen Orient und Okzident. Eine Abfolge von Reichen von bis dahin nicht gekannter Ausdehnung und Machtfülle, die sich zeitweilig über drei Kontinente erstreckten, Asien, Afrika und Europa, und in ihrer Gesamtheit länger als das Imperium Romanum existierten. Trotz dieser außerordentlichen Geschichte verfügen Historiker nur über verhältnismäßig spärliche Informationen zu Persien. Dabei beeinflussten seine Könige den Verlauf der Geschichte mehr als ein Jahrtausend lang auch weit über ihren Herrschaftsbereich hinaus. Etwa im Konflikt mit Griechenland: Die Strafexpeditionen, die Persiens Herrscher ab 490 v. Chr. gegen die Hellenen anordneten, scheiterten zwar doch sie schufen gerade durch ihr Misslingen einen Gründungsmythos der europäischen Zivilisation: Athener und Spartaner hätten das Prinzip der Freiheit gegen die Despotie verteidigt, behaupten viele Dichter und Gelehrte seither und feiern den Triumph des Bürgersinns über die Sklaverei. Ebenso sehr prägte Persien die Entwicklung des Römischen Reiches: Die Großkönige waren die vielleicht gefährlichsten Gegner der Caesaren, fügten ihnen einige ihrer bittersten Niederlagen zu. Immer wieder musste Rom seine Legionen im 3. und 4. Jahrhundert nach Osten entsenden und dabei Kräfte einsetzen, die andernorts benötigt wurden, vor allem im Kampf gegen germanische Völkerscharen. Auf diese Weise trugen die Perser zur Schwächung des Weströmischen Reiches bei, das 476 n. Chr. schließlich unterging. Den vielleicht größten Einfluss auf den Verlauf der Weltgeschichte gewann Persien allerdings durch eine vernichtende Niederlage: Ab 638 n. Chr. überrannten muslimische Beduinen ihr Reich. Doch wie ein derart ausgedehntes Territorium und so viele Völker zu beherrschen waren, das wussten die Streiter aus der arabischen Wüste nicht. Sie lernten es von den seit Jahrhunderten darin erfahrenen Persern und diese Lektion machte den weiteren Siegeszug des Islam, die dauerhafte Etablierung muslimischer Staatswesen, überhaupt erst möglich. Wir hoffen, auf den folgenden Seiten ein wenig mehr Licht ins Dunkel der Geschichte dieses faszinierenden Landes zu bringen: des alten Persien.
Autorenportrait
GEO EPOCHE ist das GeschichtsMagazin von GEO und erscheint sechsmal pro Jahr. Jede Ausgabe ist einem historischen Thema gewidmet - Epochen wie dem Mittelalter, Staaten wie Preußen, Weltreligionen wie dem Judentum. Geschichte schillernd und packend ohne Staub, Fußnoten und Zahlenkolonnen. Erzählt werden Geschichten über bedeutende Personen und dramatische Ereignisse, über Alltag und Kultur, Politik, Gesellschaft und Wissenschaft. In genauen historischen Rekonstruktionen sowie opulenten Bildessays und Experteninterviews, mit Karten und Infokästen wird die jeweilige Epoche zum Leben erweckt und vor allem deren Alltag sinnlich nacherzählt. "Wir nehmen die Leser mit auf eine Zeitreise", so lautet das Credo der Chefredaktion.
Inhalt
GEO Epoche
No. 99
6 PHASEN DER PERSISCHEN GESCHICHTE Weltreich im Wandel
In sechs Kapitel teilt sich die Biografie des alten Persien
10 MONUMENTE Spuren einer Großmacht
Steinerne Relikte zeugen von einstiger Pracht und Vielfalt
28 REICHSGRÜNDUNG Ich, Kyros! um 550 v. Chr.
Aus einem kleinen Territorium entsteht ein Großreich
38 ZARATHUSTRA Der Bote Gottes
Seine Heilslehre wird zur bedeutendsten Religion Persiens
40 SCHLACHT BEI DEN THERMOPYLEN Der Mythos der 300 480 v. Chr.
Mit riesigem Heer fällt König Xerxes in Griechenland ein
54 PERSEPOLIS Wenn der Herrscher ruft um 455 v. Chr.
Von weither reisen Würdenträger zu einem Bankett im Palast
71 ZEITTAFEL Daten und Fakten
84 KÖNIGIN PARYSATIS Mit Geschick und Gewalt um 400 v. Chr.
Persiens mächtigste Frau ist skrupellos und raffiniert
86 ALEXANDER DER GROSSE Angriff der Makedonen 334 v. Chr.
Kein persisches Heer kann den jungen Feldherrn stoppen
98 PARTHER Die Eroberer aus der Steppe um 150 v. Chr.
Nach den Makedonen kommen Reiterkrieger aus dem Osten
100 SEIDENSTRASSE Im Land der Karawanen um 100 n. Chr.
Persien wird zur Drehscheibe des internationalen Handels
114 SASANIDEN-DYNASTIE Krieg gegen Rom 260 n. Chr.
Zwei Weltreiche prallen aufeinander
124 MANICHÄISMUS Askese und Erlösung 3. Jahrhundert n. Chr.
Der Prediger Mani verspricht Heil gegen Entsagung
126 MUSLIMISCHE EROBERUNG Im Namen Allahs 651 n. Chr.
Beduinenkrieger aus Arabien überrennen das Perserreich
138 FIRDAUSI Poet der Nation um 1000 n. Chr.
In Versen vereint der Lyriker das alte Persien mit dem Islam
140 ISFAHAN Das Paradies auf Erden um 1600
Schiitische Muslime führen Persien zurück zu alter Größe
70 Mitarbeiter
83 Die Welt von GEO
97, 157 Bildnachweise, Impressum
158, 162 Vorschau 20 Jahre GEOEPOCHE: das Jubiläumsheft
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