Beschreibung
Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Politik - Politische Systeme - Allgemeines und Vergleiche, Note: 1,0, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (Institut für Politikwissenschaft), Veranstaltung: Alte und Neue Formen des Antisemitismus, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Erinnerung an den Holocaust ist heute für die meisten Israelis der Angelpunkt ihres Selbstverständnisses. Jeder ausländische Politiker der nach Israel kommt, besucht die zentrale Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem um einen Einblick in das die israelische Identität primär prägende Element zu bekommen und daraus ein Verständnis für die israelische Politik zu entwickeln. Dieser Umgang mit der Geschichte der nationalsozialistischen Judenvernichtung war aber nicht immer so selbstverständlich, sondern machte eine interessante Entwicklung durch, mit der ich mich in dieser Hausarbeit beschäftige. Fast zwei Jahrzehnte lang, nachdem erste Berichte über die Verfolgung und Vernichtung der europäischen Juden Israel bzw. damals den Yishuv erreichten, wurde der Holocaust nicht thematisiert. Erst Anfang der 1960er Jahre kam infolge des Eichmann-Prozesses ein gesteigertes Interesse an diesem Thema auf und entwickelte sich im Laufe der Jahre, immer wieder angestoßen durch besondere Ereignisse wie den Sechs-Tage-Krieg 1967 oder den Libanonkrieg 1982, zum zentralen Punkt israelischer Identität. Dabei ist allerdings umstritten, welchen Stellenwert der Eichmann-Prozess in dieser Entwicklung hat. Der Großteil der Autoren, deren Veröffentlichungen mir für diese Hausarbeit vorlagen, sieht den Prozess gegen Adolf Eichmann 1961 als den Wendepunkt in der Auseinandersetzung mit dem Holocaust an. Einzig Moshe Zimmermann widerspricht in einem der beiden genutzten Texte dieser Bewertung und schätzt die Kriege, die Israel gegen seine arabischen Nachbarn führte, als entscheidender für den Umbruch in der Beschäftigung mit dem Holocaust ein. Ich habe mich der erstgenannten Meinung angeschlossen und sehe den Eichmann-Prozess als den entscheidenderen Einschnitt. Nicht so sehr, weil deren Vertreter in der von mir getroffenen Auswahl an Büchern in der Mehrheit sind, sondern weil ich finde, dass vor allem die grundlegend neue Bewertung der Diaspora nicht ohne den Prozess möglich gewesen wäre. Zwar setzte nach dem Sechs-Tage-Krieg eine so starke Beschäftigung mit dem Holocaust ein, wie nie zuvor. Ohne den Eichmann-Prozess, der erstmals den Blick der israelischen Öffentlichkeit auf dieses Kapitel der Geschichte gelenkt hat, wäre es dazu aber bestimmt nicht gekommen. Zudem hätte man sich ohne die Beschäftigung mit dem Schicksal der Diaspora infolge des Prozesses nur schwer mit selbiger in der Zeit vor dem Sechs-Tage-Krieg identifizieren können.
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