Beschreibung
Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Kunst - Architektur, Baugeschichte, Denkmalpflege, Note: 1,0, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (Seminar für Kunstgeschichte), Veranstaltung: Proseminar/Basisseminar: Prophezeiungen im Mittelalter: Sibyllen und Propheten, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Kathedrale Notre-Dame in Chartres bietet neben ihrem architektonischen und bauplastischen Reichtum die heute noch größte Ansammlung von Originalverglasungen in einer gotischen Kirche. Somit können die Glasfenster wichtige Hinweise zum Verständnis von Funktion und Aufgabe der Glasmalereien zu ihrer Entstehungszeit in Chartres liefern. Gleichwohl ist eine Untersuchung der Glasfenster in Chartres auch mit Schwierigkeiten verbunden, da es keine schriftlichen Quellen über die Absicht der Auftraggeber, die Motivation der Stifter und über das Vorgehen bei der Wahl der Inhalte gibt. Die Einordnung kann somit nur nach den Lebensdaten der Stifter, den historischen Ereignissen, die Anlass für Stiftungen gewesen sein konnten, dem Fortschreiten des Baus und der Verglasung sowie nach künstlerischem Ausdruck der Werkgruppen vorgenommen werden. Trotz des Fehlens einer künstlerischen und chronologischen Einheit ist die Verglasung der Kathedrale in sich geschlossen, da es ein weitgehend einheitliches, formales Konzept gibt. Im Erdgeschoss befinden sich erzählerische Zyklen und in den Obergaden monumentale Einzelfiguren, die eine gute Lesbarkeit gewährleisten.
Gut lesen lässt sich daher auch eine ungewöhnliche Darstellung über dem mittleren Portal des südlichen Querhauses. In vier hohen Lanzettfenstern sitzen die Evangelisten auf den Schultern der vier großen Propheten des Alten Testaments. In einer weiteren Lanzette zwischen den Propheten-Evangelisten-Paaren steht die Madonna. Im Zentrum der großen Fensterrose, die sich unmittelbar über den Lanzetten befindet, tauchen die Evangelisten als Tetramorph und Christus als thronender Weltenherrscher wieder auf. Was haben Propheten des Alten Testaments jedoch mit den Evangelisten des Neuen Testaments zu tun und wie können diese in einen Kontext mit der Südrose gebracht werden? Ziel dieser Studienarbeit ist es zu zeigen, welche Vorstellung vom Verhältnis von Altem und Neuem Testament den Darstellungen des südlichen Querhauses zu Grunde gelegt worden sind und welche Aufgabe solchen Darstellungen in einer Kathedrale zukamen. Zu diesem Zwecke sollen die Entstehungsumstände kurz umrissen und die formalen Wesensmerkmale der Glasmalereien von Südrose und Lanzetten in einer Beschreibung herausgearbeitet und in einen gemeinsamen Kontext gebracht werden, um die Fenster in ihrer Bedeutung angemessen zu erfassen.
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