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Bei Hof, bei Höll - Warum verdirbt der Hof den Charakter? Über Entstehung und Funktion der mittelalterlichen Hofkritik als Gesellschaftskritik

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Erschienen am 18.07.2005
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783638399371
Sprache: Deutsch
Umfang: 7 S., 0.11 MB
Auflage: 1. Auflage 2005
E-Book
Format: EPUB
DRM: Nicht vorhanden

Beschreibung

Essay aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Geschichte Europa - and. Länder - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 1,3, Humboldt-Universität zu Berlin (für Geschichtswissenschaften), Veranstaltung: Hauptseminar, Sprache: Deutsch, Abstract: Kaiserlich wurde Enea Silvio Piccolomini (1404-1464) offenbar nicht empfangen, als er 1442 seinen Dienst am Hofe Friedrichs III. antrat: Glaub auch nur nicht, dass man Dir silberne oder gläserne Becher vorsetzt; bei jenen fürchtet man, dass er gestohlen, bei diesen, dass er zerbrochen wird. Du musst aus einem Holzbecher trinken, welcher schwarz, alt, stinkend ist, an dessen Grund Weinstein fest geworden ist und in den die Herren sonst zu pissen pflegen, schrieb der große italienische Humanist 1444 an seinen Freund Johannes von Eich. De curialium miseriis Über das Elend der Hofleute heißt sein Traktat. Der aus Siena stammende Geistliche geht auch im weiteren Verlauf hart ins Gericht mit seinen höfischen Glaubensbrüdern nördlich der Alpen: Die Witzereißer, Schmähsüchtigen und Brüller hätten das Sagen bei Hofe - Frauen trieben es jeweils mit dem Höfling, der gerade den größten Einfluss habe. Das Fleisch stinke; der Käse sei lebendig, voller Würmer und Löcher. Und schlafen müsse man oft auf Brettern, auf nacktem Stein oder in Sturm und Hagel und bei der Kälte: Dein Schlafgesell hat Ausschlag und kratzt sich die ganze Nacht, ein anderer hustet, ein anderer bedrängt dich mit seinem übelriechendem Atem. Bisweilen liegt auch ein Aussätziger bei dir. Und da schnarcht der eine, der andere furzt, eindritter wirft die Schuhe herum. Die Besoffenen kommen schlafen, erzählen, schwätzen, stoßen auf, balgen sich, werfen einander um und stehen wieder auf, um zu pissen.Piccolominis Text wurde zu einem wahren Bestseller des ausgehenden Mittelalters: etwa 80 Abschriften, zwei deutsche Übersetzungen und 15 Drucke zwischen 1470 und 1500 kann die Forschung belegen. Mit Über das Elend der Hofleute ist damit ein vorläufiger Höhepunkt in der Reihe hofkritischer Schriften erreicht. Im Laufe der Jahrhunderte hatte sich im höfischen Umfeld der Mächtigen aus moralischen Ratschlägen und Beobachtungen eine eigene Literaturgattung gebildet: Die Hofkritik. Ihre Anfänge liegen in der Antike.

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