Beschreibung
Die Aufsätze dieses Bandes dokumentieren Freuds lebenslange Auseinandersetzung mit den einst in den Drei Abhandlungen dargelegten Auffassungen über Liebe und Sexualität. Anhand neuen klinischen Materials hat er sie immer wieder in fundamentaler Weise in Frage gestellt, unermüdlich revidiert und korrigiert. Um nur drei dieser Neuerungsbereiche zu erwähnen: erst allmählich konnte er die auf den ersten Blick abenteuerlich anmutenden Sexualtheorien der Kinder entdecken; zeitgemäße eigene Voreingenommenheit hinderte ihn lange daran, die Besonderheiten der weiblichen Sexualentwicklung ins Auge zu fassen und seine Vorstellung von der Frau als penislosem Mängelwesen zu relativieren; mehr und mehr sah er sich veranlaßt, biologische und kulturtheoretische Überlegungen einzubeziehen, um die Tatsache des verbreiteten Unglücks in den menschlichen Sexual- und Liebesbeziehungen verstehbar zu machen. Was Freud in den verschiedenen Aufsätzen dieses Bandes jeweils ganz neu formulierte -, trug er in einem permanenten Werkdialog in die nachfolgenden Auflagen der Drei Abhandlungen ein.
Autorenportrait
Sigmund Freud, geb. 1856 in Freiberg (Mähren); Studium an der Wiener medizinischen Fakultät; 1885/86 Studienaufenthalt in Paris, unter dem Einfluss von J.-M. Charcot Hinwendung zur Psychopathologie; danach in der Wiener Privatpraxis Beschäftigung mit Hysterie und anderen Neurosenformen; Begründung und Fortentwicklung der Psychoanalyse als eigener Behandlungs- und Forschungsmethode sowie als allgemeiner, auch die Phänomene des normalen Seelenlebens umfassender Psychologie. 1938 emigrierte Freud nach London, wo er 1939 starb.