Beschreibung
Das Mittelalter kannte ein ausgeprägtes System von "Spielregeln", die den Kampf um Rang, Macht und Ehre lenkten und oftmals ein Ausufern der Gewalt verhinderten. Anhand zeitgenössischer Quellen zeigt Gerd Althoff, wie eine Gesellschaft, die kein staatliches Waffen- und Gewaltmonopol kannte, mit Konflikten zwischen den 'Großen' des Reiches umging. Zentrale Bedeutung kam dabei den Vermittlern zu. Sie waren mit beträchtlicher Autorität ausgestattet und verhinderten, dass Fehden unkontrolliert eskalierten. Auf der Ebene der öffentlichen Kommunikation bestimmten demonstrativ-rituelle Verhaltensweisen, Zeichen und Gesten die Verfahren politischer Machtausübung. Es wurde mehr gezeigt als argumentiert: Empörung über falsches Verhalten signalisierte man etwa, indem man einen Brief mitsamt Siegel vor den Augen andere auf den Boden warf, ihn zerknüllte und mit den Füßen trat.
Autorenportrait
Gerd Althoff, geb. 1943, ist Professor für mittelalterliche Geschichte an der Universität Münster. Bei der WBG erschienen von ihm unter anderem Die Macht der Rituale. Symbolik und Herrschaft im Mittelalter (2003), die Biographie Heinrich IV. (²2008) sowie zuletzt 'Selig sind, die Verfolgung ausüben'. Päpste und Gewalt im Hochmittelalter (2013).