Beschreibung
Der Leser der Platonischen Dialoge erfährt immer noch einen Schock, wenn es ihn nach den Sokratischen Argumenten plötzlich in Erzählungen, d.h. in Mythen, verschlägt, deren Sinn dunkel bleibt. Karl Reinhardt, einer der wichtigsten Altphilologen des 20. Jahrhunderts, hat sich in seinen Untersuchungen über Platons Mythen, die 1927 erschienen und zuletzt 1969 in einem Sammelband neu aufgelegt wurden, mit diesen rätselhaften Passagen aus Platons Dialogen beschäftigt. Mit seiner grundlegend neuen Deutung des Verhältnisses des Mythischen und Rationalen bei Platon hat Reinhardt ein neues Kapitel der Platon-Interpretation aufgeschlagen. Keineswegs im akademischen Fachjargon, sondern in verständlicher und eleganter Weise, mit philosophischem Problembewusstsein, stellt Reinhardt dar, wie Platon die Mythen dem Ernst der Philosophie als ein ironisch-märchenhaftes Gedankenspiel entgegenstellt. Seine Auslegung des Mythos als poetischer Selbstentfaltung des Logos hat von ihrer Aktualität nichts verloren und leistet einen wichtigen Beitrag auch zur Mythos-Forschung der Gegenwart. Die Neupublikation stellt dem Leser ein großes Werk der Platon-Literatur wieder zur Verfügung.