Beschreibung
Arno Schmidt über Brockes: "Sein eigentliches Verdienst ist, daß er am frühesten und konsequentesten, unbeirrbar und zähe, bis an die eine Grenze des Realismus vorschritt: in einer Zeit, die als Poesie nur das blutig-steife Heldengedicht, die 'Haupt- und Staatsaktion', oder bestenfalls noch das Kirchenlied gelten lies, ist sein Werk völlig menschenleer." Jan Philipp Reemtsma über Brockes: "Brockes ist fasziniert von Variationen und Spiegelungen. Bei den roten Blumen entzückt ihn die Variation des Rot, bei Blumen am Bachrand die Fülle der Farben in den Grünvariationen - und daß sie sich im Bach spiegeln. Wenn er sich Gedanken macht, ob die Welt, wenn man sie durch eine rote Glasscheibe ansieht, nicht vielleicht ebenso "richtig" aussehe, und was da schon "richtig" heißen könne - so fällt ihm rechtzeitig ein, daß unser normaler Blick darum (jedenfalls für unseren Planeten) der richtige sein muß, weil wir weniger einförmig sehen. Daß eine Seifenblase darum eigentlich das Gleichnis für Schönheit - und die Welt - schlechthin wird, ist einzusehen."
Autorenportrait
Arno Schmidt (geboren 1914 in Hamburg - gestorben 1979 in Celle), wuchs in Hamburg auf. Nach dem Tod des Vaters 1928 zog die Mutter mit ihm und seiner älteren Schwester nach Schlesien. Nach dem Abitur arbeitete Schmidt von 1934 an in der Textilindustrie in Greiffenberg, wo er auch Alice Murawski heiratete. 1940 wurde er zur Artillerie der Wehrmacht eingezogen. Im letzten Kriegsjahr meldete er sich an die Front, um einen kurzen Heimaturlaub zu bekommen, in dem er die Flucht seiner Frau nach Westen organisierte. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete Arno Schmidt zunächst als Dolmetscher und trat 1949 mit der Erzählung Leviathan erstmals hervor. Nach sechsjährigen Vorarbeiten veröffentlichte Schmidt 1970 sein Hauptwerk Zettels Traum.