Beschreibung
Die Frage nach der Entwicklung von Schularchitekturen wird von der Historischen Bildungsforschung und der Architekturgeschichte bisher mit der Europäischen Moderne in Verbindung gebracht. Erst durch die Aufklärung und die Entstehung des modernen europäischen Staates wurde die Entwicklung hin zu intentional, unter pädagogischen Prämissen, geplanten und genutzten Räumen möglich - so das derzeit dominierende Narrativ. Der von Thomas Grunewald herausgegebene Band stellt diese Erzählung durch neue Erkenntnisse und Forschungsansätze grundsätzlich infrage. Unter Berücksichtigung interdisziplinärer Perspektiven und anhand international gewählter Beispiele wird gezeigt, dass bereits vor dem Epochenumbruch um 1800 verschiedene Bauformen existierten, die ausdrücklich pädagogischen Zwecken dienten. Die bewusste Verbindung von Raum und pädagogischem Konzept war bereits in der Frühen Neuzeit bekannt und führte zu vielfältigen, kulturell und religiös geprägten Ausdrucksformen. Mit diesem neuen Blick auf das bis heute bildungs- und sozialpolitisch sowie kulturell bedeutende Thema der Schularchitekturen öffnet der Band die Forschung für vormoderne, interkulturelle sowie interdisziplinär und international vergleichend ausgerichtete Perspektiven.