Beschreibung
Fehlentwicklungen, zu denen es wegen theologischer und wegen nichttheologischer Gründe kam, führten in der Kirche von jeher zu Schismen. Schon im Neuen Testament haben bestimmte Spaltungstendenzen ihre Spuren hinterlassen. Gemäß Christi Einheitsauftrag an die Seinen war es dingliche Pflicht für die Kirche, bei Abspaltungen um Aussöhnung besorgt zu sein. Die Kirchengeschichte kennt zahlreiche Vorgänge, die diesem Ziel dienen sollten. Leider erbringt aber der nüchterne Blick auf ihre Abläufe, dass es nicht selten bei der Suche nach Aussöhnung – ebenfalls wegen theologischer und wegen nichttheologischer Gründe – zu weiteren Fehlentwicklungen kam, die bedauerlicherweise zwischen den beteiligten Kirchen die Spannungen manchmal noch wesentlich vermehrten.
Die vorliegende Untersuchung geht den Bemühungen um Aussöhnung nach, die zwischen der Christenheit in Ost und West seit der Zeit der ältesten ökumenischen Konzilien bis in die jüngste Gegenwart unternommen wurden. Sie sucht nach den theologischen und nichttheologischen Faktoren, die den Ablauf der Vorgänge bestimmten und teils positive, teils negative, teils heftig umstrittene Resultate verursachten. Sie ist bestrebt, diese Faktoren, jeweils im Kontext der zeitgenössischen kirchlichen, politischen und allgemein-soziologischen Ideenwelt zu analysieren. In der Hoffnung, dass ein solcher historisch-kritischer Zugang bei den Nachkommen viele Missverständnisse beseitigen und zwischen ihnen trotz der noch nicht behobenen Schismen die wechselseitige Aufgeschlossenheit fördern kann, gilt die Aufmerksamkeit besonders jenen Vorgängen, die in den ökumenischen Gesprächen und in der Historiographie der Gegenwart stark umstritten sind. Insbesondere wird die Frage aufgeworfen, wann und wo es zu jenem Unitarismus kam, auf den in der augenblicklichen Phase des orthodox-katholischen theologischen Dialogs die orthodoxen Partner als auf ihr schwerstes Gravamen verweisen, und der unter ausdrücklichem Verweis auf eine genaue Definition von beiden Seiten verworfen wurde, weil er mit der ekklesiologischen Tradition der Kirche unvereinbar ist.