Beschreibung
Zur Begründung von Handlungsregeln für die Wirtschaftspolitik werden in der Ökonomik zunehmend die Theorien des hypothetischen Gesellschaftsvertrags von John Rawls und James Buchanan herangezogen. Als legitim gilt danach jene Regel, auf die sich fiktive Homines oeconomici in einer gedachten Verfassungswahlsituation unter einem sog. Schleier der Unkenntnis einigen würden. In der Arbeit wird zunächst der diffuse methodologische Status der Kontrakttheorien geklärt, die formal gewöhnliche deduktiv-nomologische Erklärungen darstellen. Es wird argumentiert, daß das vertragstheoretische Argument - um die ihm zugedachten Funktionen zu erfüllen - die empirische Adäquatheitsbedingung von Erklärungen verletzen muß; aufgrund eines logischen Induktionsproblems kann sie daher nicht bindend sein. Außerdem verstoßen Rawls' und Buchanans Theorien auch gegen die logischen Adäquatheitsbedingungen erklärender Argumente, da ihre Modellprämissen zur Ableitung der behaupteten Theoreme nicht hinreichen. Modelltheoretisch wird gezeigt, daß die Annahme eines Schleiers der Unkenntnis weder faire noch einstimmige Entscheidungen im Urzustand garantieren kann. Hingegen kann es gerade der Verzicht auf die Annahme unsicherer Erwartungen sein, der Fairneß und Konsens ermöglicht. Im Ergebnis führt die Arbeit zu einer Revision praktisch aller von den Vertragstheorien erhobenen Geltungsansprüche.
Autorenportrait
InhaltsangabeInhaltsübersicht: Einleitung - § 1 Das vertragstheoretische Argument: Individualismus - Einstimmigkeit - Hypothetische Einstimmigkeit - § 2 Die starke Vertragstheorie - § 3 Die schwache Vertragstheorie (I.): Die Situationsannahmen: Rawls' "Theorie der Gerechtigkeit" und der "Schleier des Nichtwissens" - Buchanans Konstitutionenökonomik und der "Schleier der Unsicherheit" - § 4 Die schwache Vertragstheorie (II.): Die Konklusion: Die Gerechtigkeitskonzeption: Das Entscheidungskriterium unter Unsicherheit - Konsensinduzierung: Der Universalisierungsgrad - Ergebnis - § 5 Diskriminierung und Dissens unter dem Schleier der Unkenntnis: Der Schleier der Unkenntnis und das Hobbessche Ordnungsproblem - Verfassungswahl unter dem Schleier der Unkenntnis - "Gerechtigkeit als Unfairneß": Das konstitutionelle Spiel unter Rawls' Schleier des Nichtwissens - Das konstitutionelle Spiel unter Buchanans Schleier der Unsicherheit - Bedingungen einer fairen Einigung - § 6 Fairneß und Einstimmigkeit unter sicheren Erwartungen: Das konstitutionelle Zwei-Personen-Spiel unter perfekter Information - Das konstitutionelle n-Personen-Spiel unter perfekter Information - Diskussion - § 7 Schluß - Literaturverzeichnis - Sachwortregister
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