Beschreibung
Die Verba Seniorum als lateinische Überlieferung der altkirchlichen Apophthegmenliteratur haben eine enorme Bedeutung für die ganze Mönchtumsgeschichte. Jan Reitzner legt mit seiner Untersuchung erstmals eine Detailstudie zu dieser gerade im benediktinischen Mönchtum als Teil der Vitas Patrum intensiv rezipierten Literatur vor. Neben der teils erstmaligen Analyse von über hundert Handschriften stehen philologische Detailexegesen bei der Benediktsregel, dem pseudogelasianischen Dekret, Bernhard von Clairvaux, Petrus Venerabilis und weiteren bedeutenden Gestalten des abendländischen Mönchtums bis ins 13. Jahrhundert im Mittelpunkt. Dabei zeigen sich im "bewegten" 12. Jahrhundert mit erstaunlicher Klarheit zwei unterschiedliche Arten der Rezeption der Verba Seniorum: Die monastische Welt der traditionellen Klöster folgt dem Paradigma eines langsamen Fortschreitens (meliorare). Besonders deutlich zeigt sich das bei Petrus Venerabilis, dem letzten großen Abt Clunys, und dem Kluniazenser Verband. In der monastischen Reformbewegung hingegen zeigen sich unter dem Paradigma der Reformation (reformare) erhebliche Diskontinuitäten und eine völlig neue Art der Rezeption. Besonders deutlich wird das bei Bernhard von Clairvaux und den Zisterziensern, aber auch bei den Kartäusern. Ein umfangreiches Register erschließt die vielfältigen Bezugnahmen in der Literatur und die Beschreibung der Handschriften und bildet so den Ausgangspunkt für weitere Forschungen.