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Den 1. Johannesbrief heute lesen

eBook - Bibel heute lesen

Erschienen am 15.07.2021
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783290183936
Sprache: Deutsch
Umfang: 140 S., 3.96 MB
Auflage: 1. Auflage 2021
E-Book
Format: PDF
DRM: Adobe DRM

Beschreibung

" denn Gott ist Liebe" Auch wenn der 1. Johannesbrief unter den Schriften des Neuen Testaments eher ein Dasein im Verborgenen führt, stammt doch dieser Satz, einer der bekanntesten Sätze der Bibel, aus dem Brief. Präzise und unüberbietbar kurz fasst er zusammen, wie sich Gott den Menschen gezeigt hat.Kurzformeln des Glaubens sind eine Spezialität dieses Briefs. Sie regen gerade durch ihre Prägnanz dazu an, über christlichen Glauben nachzudenken. Eine Zusammenfassung der Grundaussagen, Informationen zur johanneischen Glaubensgemeinschaft und Schlaglichter zur Wirkungsgeschichte des Briefs geben Impulse, wie man den 1. Johannesbrief auch heute mit Gewinn lesen kann. Denn er ist ein wichtiges Zeugnis einer eigenständigen urchristlichen Theologie.

Autorenportrait

Karl-Siegfried Melzer, Jahrgang 1951, war Pfarrer in Thamsbrück/Thüringen und lebt jetzt im Ruhestand in Weimar.

Leseprobe

IAnzino, Rom im Jahr 11 nach ChristusEs war etliche Jahrzehnte vor dem Jahre Null in christlicher Zeitrechnung. Nach dem Kalender der Bürger Roms muss es ungefähr 728 ab urbe condita - seit der Stadtgründung - gewesen sein. Aber das war den Menschen in dieser Gegend gleichgültig.Dieses Mal führte mich meine Suche in ein Landgebiet, mehrere Tagesreisen von Rom entfernt, einer Metropole, die man schon bald als Die Mitte der Welt bezeichnen sollte. Aber davon bemerkte man hier nichts. Die unbefestigte Straße führte über Felder, die fast unablässig vom Wind heimgesucht wurden, sodass man den Weg oft nicht vom Acker unterscheiden konnte. Alle Wege führen nach Rom, so sagt man heute. Doch dieser eine endete in Anzino, einer Hundert-Seelen-Gemeinde am Tiber, wie ich heute weiß. In sämtlichen Ecken stank es nach Fisch. Trotzdem war ich froh, in dem kleinen Dorf angelangt zu sein. Mein Hals kratzte vom Staub. Meine Lippen waren aufgeplatzt. Und der Wasservorrat, den ich in einem Lederbeutel auf dem Rücken trug, fühlte sich verdächtig leicht an. Die Häuser wirkten fehl am Platz, wie auf das Ödland aufgesetzt und vom Schutt begraben. Es gab kein Grün in Anzino. Nur Braun, Gelb und Grau. Der Weg führte zwischen zwei Holzhütten hindurch. Überall hingen schmutzige Gesichter an den Fenstern. Hinter den dunklen Gucklöchern leuchteten die Augäpfel weiß, die Pupillen sprangen hin und her. Ich vermutete Kinder, mindestens ein Dutzend, wunderte mich aber, dass sie nicht ausgelassen durch die Straßen tollten, wie andernorts auch.Es wehte noch immer dieser unbarmherzige Wind, trotz der Bruchbuden, die rechts und links die Straße abschirmten. Ein ausgezehrter Mann mit fransigem Bart und Gehstock humpelte hinter mir hinter einer Baracke hervor. Tok-tum. Tok-tum. Er wirkte uralt, die Haut runzlig und wettergegerbt, die Beine krumm und dürr. Aber ich erinnere mich, dass er trotzdem recht flott mit dem Stock über den Schutt wackelte. Das einzige Geräusch weit und breit war das Aufsetzen seines Holzstabs im Dreck. Tok-tum. Tok-tum. Er lief in meine Richtung und überholte mich. Ich sah, wie er seine Knochen vorantrieb, sich quälte. Er hätte eigentlich auf einen Stuhl in der Ecke einer Stube gehört, zu seinen Enkeln und Urenkeln. Jetzt erst entdeckte ich eine kurze Schnur, die an den Gehstock gebunden war. Am anderen Ende baumelte ein knallrotes Fähnchen, in der Art, wie man es heute von den Gebrauchtwagenmärkten kennt.Ich wollte von ihm wissen, ob es in Anzino eine Schlafmöglichkeit für mich gab. Daraufhin sah er mich an, als wäre ich eine einzelne Mohnblüte auf einem Kornfeld. Ohne stehenzubleiben, sagte er drei Worte, voller Hoffnung und Lebensenergie: "Er ist da."Und gleich tauchten noch mehr Kinderaugen und winzige Finger, die unruhig in unsere Richtung zeigten, an den Fenstern auf.Tok-tum. Tok-tum. Ich betrachtete den Alten skeptisch und mit einem Hauch Sorge. Ich hatte nicht den Eindruck, dass er die Strecke würde zurücklaufen können. Und so wie er schnaufte, würde es schon bald nötig sein. Aber er hatte mich neugierig gemacht. Und ich dachte als Allererstes, dass er wohl zu einem Heiler wollte. "Wer ist da?"Das hätte ich nicht fragen dürfen. Sofort verschwanden die Augen an den Fenstern in der Dunkelheit der Häuser. Der Alte blieb stehen und sah mich fassungslos an. Dann hob er den Stock in die Luft. Seine Beine zitterten. Sie würden die Last des Körpers nicht lange tragen können. Und wieder kam der Wind auf. Das Fähnchen am Gehstock flatterte."Er", sagte er, als würde dies alle Fragen beantworten.Und winzige Gesichter wagten sich so nah an die Fenster heran, dass man sie erkennen konnte: Jungen und Mädchen, ungewaschene Wangen, verfilzte, strähnige Haare. Mit offenen Mündern und großen Augen sahen sie zu dem einzigen Farbklecks hin, der in diesem Ort zu sehen war - dem roten Gebrauchtwagenfähnchen.

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