Beschreibung
Nichts ist schöner, als wenn zwei Stimmen verschmelzen. Im gelebten Leben sieht der Stimmensatz oft anders aus. "Duett zu dritt" erzählt davon und zeigt Komponisten im Beziehungsdreieck. Ludwig van Beethovens "Brief an die unsterbliche Geliebte", neu gelesen und interpretiert, zeigt, wie erzwungene Distanz explosive Triebenergie schafft und sich in revolutionärem Musikschaffen entlädt. Joseph Haydn lebt seine Dreiecksbeziehung offen und mit sexuellem Lustfaktor. Erst im Alter wird er zur Galionsfigur einer neuen Bürgermoral. Leos Janácek komponiert Sehnsuchtswerke wie die "Intimen Briefe", die in seinem komplizierten Verhältnis zu seiner Geliebten und seiner Ehefrau wurzeln. Gustav Mahler stürzt durch die Affäre seiner Frau mit dem jungen Walter Gropius in eine existenzielle Krise. Die Bewältigung in der Kunst bleibt Stückwerk. Felix Mendelssohn Bartholdys Geschichte birgt eine Sensation: Erstmals in der deutschsprachigen Musikliteratur werden Dokumente ausgewertet, die den scheinbar unangefochten Wohlanständigen in einer geheimen Dreiecksbeziehung zeigen: mit Jenny Lind, der berühmtesten Sängerin ihrer Zeit. Clara Schumann steht zwischen zwei Männern: Robert Schumann, dem kranken, abwesenden Dritten, und Johannes Brahms - in der Freundschaft zu ihm steckt eine nie ganz mögliche Liebe. Richard Wagner sucht und braucht das Dreieck als Konstante seines Lebens und Werks - ohne sie wäre das Hohelied der Liebe, "Tristan und Isolde", nie geschaffen worden.
Autorenportrait
Joachim Reiber, 1958 in Stuttgart geboren, Studium der Germanistik und Geschichte in Tübingen und Wien. Seit 1993 Chefredakteur des Magazins "Musikfreunde" der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, das zahlreiche internationale Preise erhielt. Essayist und Vortragender, 2012 Auszeichnung im Rahmen des österreichischen Zeitschriftenpreises. Buchveröffentlichungen über das Libretto des "Freischütz" (1990) und den Wiener Singverein (2007).