Beschreibung
Der vorliegende Band präsentiert sieben nachgelassene Texte Max Webers zum Thema "Gemeinschaften", die für sein großes unvollendet gebliebenes Werk "Wirtschaft und Gesellschaft" bestimmt waren. Damit liegt nun der erste Teilband der historisch-kritischen Edition der sogenannten älteren Fassung von "Wirtschaft und Gesellschaft" vor. An den ersten Text über die Arten des Wirtschaftens schließen sich Max Webers Ausführungen über die verschiedenen Gemeinschaftsformen an. Ausgehend von der Hausgemeinschaft als der "urwüchsigsten" Form beschreibt Max Weber die Entwicklung über Familie und Betrieb bis hin zu den ethnischen und politischen Gemeinschaften, gipfelnd in einer Kritik an der "Idee der Nation". Beigefügt sind außerdem zwei unvollendete Texte über die "Marktgemeinschaft" und "Klassen", "Stände" und "Parteien" sowie ein überlieferter Gliederungsentwurf zum Thema "Kriegerstände". Für die Gemeinschaftsformen verneint Max Weber eine Zwangsläufigkeit der Entwicklung und wendet sich damit gegen die zeitgenössisch sehr einflußreiche Theorie einer teleologischen "Stufenfolge" der Menschheitsgeschichte. Diese wissenschaftsgeschichtlichen Hintergründe werden in der Einleitung herausgearbeitet und zugleich mit der Werkbiographie verknüpft, so daß ein Bogen von Max Webers frühen nationalökonomischen Vorlesungen bis hin zu seinem soziologischen Hauptwerk geschlagen wird. In diesem Zusammenhang haben Wolfgang J. Mommsen und seine Mitarbeiter ein Stichwortmanuskript aufgefunden, das als Vormanuskript zu dem im Band edierten Text "Hausgemeinschaften" gelten kann und somit einen wichtigen philologischen Beleg für die Entstehungsgeschichte von "Wirtschaft und Gesellschaft" liefert. Das Stichwortmanuskript ist im Anhang zum Band ediert.
Autorenportrait
Geboren 1864 in Erfurt; Studium der Jurisprudenz, Geschichte, Nationalökonomie und Philosophie in Heidelberg, Berlin und Göttingen; 1889 Promotion über die Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter; 1891 Habilitationsschrift über Römische Agrargeschichte; Ordinarius für Nationalökonomie in Freiburg (ab 1894) und Heidelberg (ab 1897); Mitherausgeber des Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik und Redakteur des Grundriß der Sozialökonomik; umfassende Beiträge zur Methodologie der Sozialwissenschaften, zur Politik des deutschen Kaiserreichs, zu Wirtschaft, Politik, Religion, Recht und Kunst in universalgeschichtlicher Perspektive; nach langem, krankheitsbedingtem Interim schließlich Professor für Gesellschaftswissenschaft, Wirtschaftsgeschichte und Nationalökonomie in München (ab 1919); gestorben 1920 in München.