Die ReiheCommunicatio, nun in neuer Ausrichtung, versammelt methodisch ambitionierte Forschungsbeiträge in deutscher oder englischer Sprache, die die Trias aus Kultur, Text und Medium in ihrer wechselseitigen Bezogenheit zum Gegenstand der Untersuchung machen.
Die Prozesse des Mitteilens und der Vermittlung, auf die sich der Begriff derCommunicatio bezieht, entfalten sich stets in spezifischen kulturellen Zusammenhängen, auf die sie gleichzeitig zurückwirken. In den Beiträgen der Reihe werden Kommunikationskulturen sowohl als Effekt von Formgebung (als Text/textum) wie mit Blick auf ihre medialen Bedingungen untersucht. Dies setzt notwendig einen erweiterten Textbegriff voraus, der symbolische Praktiken in Wort, Bild und Klang umfasst.
Die Studien widmen sich diesen Zusammenhängen sowohl in ihren systematischen wie fallbezogenen Ausprägungen. Sie gehen den historischen und gegenwärtigen Konstellationen nach, in denen sich das Zusammenspiel von Formgebung, Mediendifferenz und kultureller Rahmung sowohl entfaltet als auch transformiert um dann zu neuen Formen der Verknüpfung, kommunikativer Praxis und medialer Entwicklung zu führen.
Die Reihe verbindet so medienwissenschaftliche Expertise mit literatur- und kulturgeschichtlichem Wissen und bietet auf diese Weise sowohl konzeptuelle wie historisch informierte Beiträge zur Formdimension gesellschaftlicher Entwicklungen.
Inhalt:Zur Einführung:B. Kortländer, Begrenzung - Entgrenzung. Kultur- und Wissenschaftstransfer in Europa. -M. Werner, Maßstab und Untersuchungsebene. Zu einem Grundproblem der vergleichenden Kulturtransfer-Forschung. -L. Jordan, Welche Grenzen? Reflexionen zu einem konstitutiven Element komparatistischer Forschung. -I. Literatur: "Aneignung und Enteignung":J.A. Kruse, "... alle edeln Herzen des europäischen Vaterlandes". Heine und Europa. -K. Sauerland, Heines Wirkung. Ein deutscher Skandal und ein europäisches Ereignis? -J. Archipov, Heine und die russische Lyrik. Beispiele von Lermontov bis Blok. -S. Zantop, Zwischen Aneignung und Enteignung. Heine in Südeuropa. -H. Steinecke, Der "reichste, gewandteste, berühmteste Erzähler seines Jahrhunderts". Walter Scott und der Roman in Deutschland. -J. Gaudon, Von Hugo bis Asterix. Walter Scotts Einfluß in Frankreich. -R. Lethbridge, Zola in England. -F. Caudet, Zolas Wirkung in Spanien. -II. Geschichte: Nationaler Horizont und europäische Perspektive:P. Schiera, Geschichte und Geschichtsschreibung in Deutschland und Italien im Vergleich. Die Zeit der nationalen Bildung. -F. Hartog, Rom und Griechenland. Die klassische Antike in Frankreich und die Rezeption von Johann Joachim Winckelmann. -P. Schöttler, Das 'Annales-Paradigma' und die deutsche Historiographie (1929-1939). Ein deutsch-französischer Wissenschaftstransfer? -H. Hecker, "Was tun?". Russische Historiographie zwischen europäischem Bezug und patriotischer Aufgabe. -III. Wissenschaft: Nationale Faktoren und universaler Anspruch:R.G. Mazzolini, Nationale Wissenschaftsakademien im Europa des 19. Jahrhunderts. -W. Frijhoff, Universität und Ausbildung. Historische Bemerkungen zu einem europäischen Vergleich. -R.S. Turner, Unterschiedliche Formen der Universitätsorganisation und der Forschungsförderung. Der merkwürdige Fall der Physik um 1900. -P. Alter, Bewunderung und Ablehnung. Deutsch-britische Wissenschaftsbeziehungen von Liebig bis Rutherford. -J. Dhombres, Nationale Bedingungen mathematischer Kultur in Deutschland und Frankreich in den Jahren um 1900. -J. Fischer, 'Nationale Wissenschaften' in den europäischen Naturwissenschaften.