Das Werk bietet auf der Grundlage von Hexenverhörprotokollen der Zeit 1580-1650 eine regional differenzierte Dokumentation der frühneuzeitlichen Kanzleisprache. Die hier erstmals edierten 56 Protokolle entstammen deutschen Archiven; sie sind in diplomatischer Form zugänglich gemacht, damit ein vergleichender Überblick möglich wird. Da die Verhöre den gemeinsamen Nenner Hexereiverfolgung' und somit ähnliche Strukturen aufweisen, liegt mit diesem sprachhistorischen Korpus ein Materialfundus vor, der verschiedenen Forschungsinteressen dienen kann. Er wirft Fragen nach formalen und textstrukturellen Merkmalen, dem Verhältnis von Mündlichkeit und Schriftlichkeit, den regionalen Spezifika der jeweiligen Kanzleisprache, den kulturellen und konfessionellen Unterschieden sowie nach der Pragmatik der frühneuzeitlichen Rechtskommunikation auf. Das Werk besteht aus drei Teilen, die durch den Leitaspekt Sprache' verbunden sind. Band 1 enthält die Edition autopsierter Original-Protokolle. Band 2 enthält eine Bibliographie. Die beigegebene CD-ROM ergänzt diese Texte um weitere, anderen Editionen entnommene Protokolle, so dass insgesamt gegen 100 Quellen greifbar werden. Das Werk ist durch das Ausmaß des präsentierten Materials und durch dessen Erschließung (Erläuterungstexte, kommentierende Fußnoten, Wort- und Sachregister) für die Sprachgeschichte, aber auch für die Rechts- und Kulturgeschichte von großer Bedeutung. Mit ihm werden Grundlagen bereitgestellt, die nicht zuletzt für eine interdisziplinäre Kooperation von hohem Nutzen sein können.
Jürgen Macha, Westfälischen Wilhelms-Universität Münster;Elvira Topalovic, Westfälische Wilhelms-Universität Münster;Iris Hille,Uta Nolting&Anja Wilke , DFG-Projekt Kanzleisprache der Frühen Neuzeit, Münster.