Beschreibung
Der auffällig hübsche dreijährige Daniel verschwindet von einem Spielplatz. Nur für kurze Zeit war seine Mutter in die Nachrichten auf ihrem Mobiltelefon vertieft gewesen. Eine Unbekannte hat den Jungen mitgenommen und sich damit endlich ihren Kinderwunsch erfüllt. Sie nennt ihn Leonel. Beide Frauen erzählen von ihrem Schmerz, ihrer Verzweiflung und ihren Schuldgefühlen. Beide reflektieren ihre Liebesbeziehungen und Lebensträume. Beide leiden unter dem psychischen Druck ihrer familiären Umgebung. Daniels in bürgerlichen Verhältnissen lebende Mutter ist sich nicht sicher, ob sie das verlorene Kind wirklich gewollt hatte. In ihrem aufgezwungenen Familienleben fühlt sie sich trotz Momenten des Glücks allein und überfordert. Die aus einer sozial benachteiligten Familie stammende Kidnapperin hingegen ist entschlossen, ihre Chance zu nutzen. Dank des ersehnten Kindes und ihrer eigenen Süßigkeitenproduktion, die ihr finanzielle Unabhängigkeit verschafft, will sie sich gegenüber ihrer bösartigen Mutter und ihrem gewalttätigen Liebhaber behaupten. Aber die Träume scheitern. Brenda Navarro gelingt es in ihrem psychologisch raffiniert komponierten Roman, einer von Machismo geprägten Gesellschaft ungeschönt den Spiegel vorzuhalten und die Rollen von Frauen und Müttern grundsätzlich zu hinterfragen.
Autorenportrait
Brenda Navarro, geboren 1982 in Mexiko-Stadt, studierte Soziologie und Feministische Ökonomie an der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko und machte einen Master in Gender, Women and Citizenship Studies an der Universität Barcelona. Sie war als Drehbuchautorin, Reporterin und Redakteurin tätig, arbeitete für Menschenrechtsorganisationen und forscht zu Frauenarbeit und Migrationsfragen. Ihr schriftstellerisches Werk umfasst Erzählungen, Gedichte und zwei Romane, der Debütroman "Casas vacías" wurde 2020 mit dem Premio Tigre Juan ausgezeichnet. Brenda Navarro lebt in Madrid. brendanavarro.com.