Beschreibung
Die Gehilfin notiert sich alles, was sie nicht vergessen will: von den Kühen, den Hühnern, der Arbeit im Kreislauf der vier Jahreszeiten. Die Pürin merkt an, ergänzt, fragt nach, schliesst den Reissverschluss ihrer Jacke bis unters Kinn. Lässt die Gehilfin machen. Man sieht, wie die Pürin geht. Wie sie kommt, weiss man nicht. Sie ist dann einfach wieder da. Die Gehilfin kehrt jeden Abend zurück in die alte Villa ihrer Grosseltern. Längst wohnt dort niemand mehr, aber auf dem Tisch stehen noch immer die beiden Tassen. Die Gehilfin versucht sich zu erinnern, oder zu vergessen. Wer war der andere, der mit ihr aus diesen Tassen getrunken hat? Und wo ist er jetzt? 'Noëmi Lerch erweist sich in ihrem Prosadebüt als fabelhafte Erzählerin - und sie erzählt gleichwohl nicht, vielmehr berichtet sie, aufreizend nüchtern, sachlich genau. Sie hört auf die Herztöne der Dinge, der Lebewesen, selbst der Maschinen, auch der Steine. Ob beseelt oder angeblich unbeseelt, ob belebt oder nicht: Alles ist ihrer erzählerischen Aufmerksamkeit und Achtsamkeit gleicherweise bedeutsam. Wenn die Sprache eine Wünschelrute ist: Hier erlebt man, dass noch dem Geringsten ein Zauber innewohnt. Und dass die Sprache eigentlich ein Hörorgan ist.' Roman Bucheli, NZZ 'Die Pürin' ist das erste Buch von Noëmi Lerch. Es erhielt 2016 von der Schillerstiftung den Terra Nova Preis für Literatur und stand 2017 auf der Shortlist für den Rauriser Literaturpreis.
Autorenportrait
Noëmi Lerch, 1987 geboren in Baden, studierte am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel und an der Universität Lausanne. 2015 erschien ihr erstes Buch »Die Pürin«, 2017 der Roman »Grit« und 2019 »Willkommen im Tal der Tränen«. Noëmi Lerch lebt mit ihrem Sohn auf einem Bauernhof in Aquila, im Tessin. Sie hat 2016 für »Die Pürin« den Terra Nova Preis für Literatur bekommen und stand 2017 auf der Shortlist für den Rauriser Literaturpreis. 2020 wurde sie mit dem Schweizer Literaturpreis ausgezeichnet.