Die knapp 1000-seitige Publikation/Fotomonografie reflektiert die Sicht- und Zugangsweisen des heutigen fotografischen Handelns und macht die visuell-ästhetischen Ergebnisse für die Rezeption fruchtbar. Die mobile Kamera ist in den letzten Jahren zum ständigen Lebensbegleiter geworden, der die Biografie sozusagen fragmentiert und dokumentiert. Eine reine Aufzeichnung von Lebensspuren wäre nun aber zu banal für eine solche Fotostudie, die versucht, auch den internationalen Bilder- und Buchwettbewerb in die Reflexion miteinzubeziehen. Über den Abbildungsprozess hinaus wird im fotografischen Kosmos von Norbert Bruggmann sichtbar, wie er Bilder findet, was ihm abbildungswürdig ist, welche Vorlieben und Themen sich im Laufe der Zeit herausschälen. Die weit über 10?000 Bilder – nochmals so viel wurden gleich nach der Aufnahme aus verschiedenen Gründen wieder gelöscht – werden nochmals auf rund 3000 Bilder eingedampft, sodass eine hohe Dichte an visuellen Ereignissen erreicht wird. Das Konvolut umfasst fast alle Arten fotografischer Bilder: Erinnerungsstücke, situative Ereignisse, Kameraexperimente, Bildschirmfotos, Landschaften, meteorologische Zustände, Bild-im-Bild-Konzepte, fotografische Zu- und Abfälle, Selbstporträts, Bildserien und Fototableaus etc. Durch die mikrothematische und assoziative Gestaltung erhält das Buch eine magische Form des steten (Zeit)flusses. Wie die Inhalte der Fotografien z.B. auf die Konzepte der (musikalischen) Aleatorik verweisen, so ist auch das Buch entsprechend gehalten: mit Bildclustern, Einzelbildern, Grössendifferenzen, Bordun-artigen Reihungen, visuellen Layouts etc. – trotz relativ strenger chronologischer Reihung. Das Buch enthält ein fotohistorisches Essay (35?000 Zeichen), das auf die verschiedenen visuellen Parameter bei der Bildentstehung, -auswahl und -präsentation eingeht und das fotografische Werk von Norbert Bruggmann in der Fotogeschichte verortet.