Beschreibung
Die Jahre von 1914 bis 1925 waren zweifellos eine der wichtigsten Phasen der Schweizer Wirtschaftsgeschichte des 20. Jahrhunderts. Nach einer langen Periode der Expansion brach die liberale Wirtschaftsordnung 1914 buchstäblich über Nacht zusammen, und die Unternehmen mussten sich auf eine vollkommen neue Situation einstellen. Statt Globalisierung und technologischem Fortschritt diktierten nun Inflation, Rohstoffknappheit, staatliche Regulierungen und soziale Spannungen die Agenda. Nach dem Krieg war man mit einer Friedenswirtschaft konfrontiert, die mit den Verhältnissen der Vorkriegszeit nur wenig gemein hatte. Währungszerfall, Protektionismus und Streiks zwangen die Unternehmen erneut dazu, mit der Vergangenheit zu brechen. Zugleich eröffnete der Krieg aber auch neue Absatzmärkte und liess die Gewinne vieler Unternehmen zumindest vorübergehend in die Höhe schnellen. Anhand von 16 Fallstudien ermöglicht der vorliegende Band erstmals einen präzisen Blick auf die wechselvolle und spannende Geschichte von Schweizer Unternehmen im Ersten Weltkrieg. Entstanden ist eine vielfältige Publikation, die alle wichtigen Branchen abdeckt und damit eine solide Grundlage für weitere Untersuchungen zu diesem bis anhin noch kaum erforschten Thema legt. Den Beiträgen vorangestellt ist eine umfangreiche Einleitung, welche die schweizerischen Verhältnisse in den internationalen Kontext einbettet und wichtige Ergebnisse, die sich aus einem Vergleich der verschiedenen Beiträge ergeben haben, zusammenfasst.
Inhalt
Raffael C. Bach: Schweiz und Europa
Roman Rossfeld, Tobias Straumann: Zwischen den Fronten oder an allen Fronten? Eine Einführung
Textil-, Maschinen- und Elektroindustrie
Alexis Schwarzenbach: Die Seidenfirma Schwarzenbach im Zeitalter der Extreme, 1910–1925
Florian Adank: Eine «Exportfirma par excellence». Die Sulzer Unternehmungen AG in Winterthur, 1914–1925
Martin Pally: Die Elektrifizierung der Bahn als «nationales Ziel». Die Maschinenfabrik Oerlikon im Ersten Weltkrieg
Uhren-, Metall- und Rüstungsindustrie
Hélène Pasquier: Uhren, Kompasse und elektrische Zähler. Longines, 1910–1925
Adrian Knoepfli: «... das äusserste herausgeholt». Die Eisen- und Stahlwerke Georg Fischer im Ersten Weltkrieg
Hanspeter Lussy: Modernisieren, ausbauen und finanziell entlasten. Der Weg der von Moos’schen Eisenwerke Luzern durch Krise und Krieg, 1910–1925
Kriegs- oder Friedensgewinnler? Die Schweizerische Industrie-Gesellschaft Neuhausen, 1910–1925
Chemische und Pharmaindustrie
Sabine Flaschberger: Kriegsseife und Glyzerinexport. Die Savonnerie Sunlight im Ersten Weltkrieg
Tobias Straumann: Farbstoffe gegen Rohstoffe. Die Ciba und der Erste Weltkrieg
Ernährungs-und Genussmittelindustrie
Thomas Fenner: Nestlé & Anglo-Swiss. Vom Schweizer Milchimperium zum multinationalen Nahrungsmittelkonzern
Annatina Seifert: Rohstoffmangel und Hetzkampagne. Der Nahrungsmittelkonzern Maggi, 1913–1923
Raffaela Lütolf: Hero. Chancen und Risiken einer Schweizer Konservenfabrik im Ersten Weltkrieg
Roman Rossfeld: Schmuggel, spekulative Kauflust und «wilde Jagd». Suchard und die schweizerische Schokoladeindustrie im Grossen Krieg
Banken und Versicherungen
Malik Mazbouri: Der Aufstieg des Finanzplatzes im Ersten Weltkrieg. Das Beispiel des Schweizerischen Bankvereins
Thomas Inglin: Die «Zürich» Versicherungs-Gesellschaft, 1907–1925
Raffael C. Bach: Die Schweizerische Rückversicherungs-Gesellschaft. Ein Dienstleistungsunternehmen im Ersten Weltkrieg