Soziale Medien haben die Kommunikation und Interaktion in der heutigen Gesellschaft grundlegend verändert. Sie werden nicht nur von Privatpersonen genutzt, sondern sind auch in Organisationen des öffentlichen Sektors wie den Streitkräften allgegenwärtig.
Dieses Buch untersucht die Chancen und Risiken von Social Media im Kontext der Streitkräfte aus einer internationalen, sozialwissenschaftlichen Perspektive. Es erörtert die Auswirkungen sozialer Medien auf den Alltag von Militärangehörigen und analysiert, inwieweit soziale Medien deren Leistung beeinflussen, sei es als Ablenkung oder als Quelle wahrgenommener Wertschätzung. Sie beleuchtet insbesondere die Darstellung von Männlichkeit und Weiblichkeit in militärischen Social-Media-Kanälen, da die Art und Weise, wie das Geschlecht in den sozialen Medien dargestellt wird, Auswirkungen darauf hat, wie sich zukünftige Rekruten und - am anderen Ende des militärischen Karrierespektrums - Veteranen angesprochen fühlen.
Das Buch befasst sich auch mit der neuen Form der Folgediskussion, die es den Streitkräften ermöglicht, mit der Bevölkerung zu interagieren. In den sozialen Medien werden die Streitkräfte öffentlich präsentiert, was die Meinung der Öffentlichkeit über sie prägt. Außerdem können die Streitkräfte die Debatten als Instrument zur Beobachtung der Einstellung der Gesellschaft zu ihnen oder zu Ereignissen, die sich auf die Gesellschaft auswirken, nutzen. Umgekehrt können die sozialen Medien den Militärangehörigen eine Stimme verleihen und ihnen ermöglichen, sich öffentlich Gehör zu verschaffen.
Da Diskussionen in sozialen Medien nur begrenzt kontrollierbar sind, verändert der Kontext, in dem die Streitkräfte diskutiert werden, ihren Einflussbereich und führt möglicherweise zu einem Kontrollverlust. Ein extremes Beispiel hierfür ist die Nutzung sozialer Medien als Instrument zur strategischen Verbreitung von Fehlinformationen, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen und die nationale Sicherheit zu gefährden. Darüber hinaus führt die Nutzung sozialer Medien zur Demoralisierung von Gegnern oder zur Beeinträchtigung ihrer Glaubwürdigkeit dazu, dass soziale Medien als Cyberwaffe betrachtet werden, die Politik und militärische Aktivitäten beeinflusst.
Eva Moehlecke de Baseggio arbeitet seit 2016 als Projektleiterin des Forschungsprojekts Social Media als Kommunikationskanal der Schweizer Armee an der Militärakademie (MILAK) der ETH Zürich. Sie schloss ihr Studium an der Universität Zürich mit einem Master in ab Soziologie und Nebenfach Populärkulturen.
Olivia Schneider ist wissenschaftliche Mitarbeiterin zum Thema Social Media am Lehrstuhl für Militärsoziologie der Militärakademie (MILAK) der ETH Zürich. Für ihre Promotion an der Universität Zürich analysiert sie die öffentliche Berichterstattung über die Schweizer Armee sowie die Kommunikation der Organisation selbst. Besonderes Augenmerk legt sie auf das Nachgespräch und dessen deliberative Qualität.
Tibor Szvircsev Tresch ist seit August 2008 Dozent für Militärsoziologie an der Militärakademie (MILAK) der ETH Zürich (Eidgenössische Technische Hochschule Zürich). Geboren 1967 in Zug, Schweiz, studierte er Soziologie, Politikwissenschaft und Kriminologie an der ETH Zürich Universität Zürich. Szvircsev Tresch promovierte 2005 an der Universität Zürich mit seiner Arbeit "Europas Streitkräfte im Wandel: Von der Wehrpflicht zur freiwilligen Armee - Eine empirische Studie der europäischen Streitkräfte 1975-2003". Von 2002 bis 2006 war er Lehrbeauftragter für Militärsoziologie. Von August 2006 bis August 2007 arbeitete er als Senior Research Fellow am NATO Defence College in Rom. Von September 2007 bis Juli 2008 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Direktion für Sicherheitspolitik (DSP) und leitete das Forschungsprojekt «Herausforderungen bei der Rekrutierung von Militärpersonalin Europa: Lessons Learned for Switzerland» am Center for Security Studies der ETH Zürich .
Von 2008 bis 2012 war er Sekretär der Europäische Forschungsgruppe Militär& Gesellschaft (ERGOMAS) und seit 2008 ist er Arbeitsgruppenkoordinator der ERGOMAS-Arbeitsgruppe für Rekrutierung und Bindung.
Einleitung.- Teil I Soziale Medien im Militäralltag.- Allgegenwärtigkeit mit Schattenseite: Zivil-militärische Lücken in der Nutzung sozialer Medien.- Nutzung sozialer Medien an einer US-Militärakademie: wahrgenommene Auswirkungen auf Leistung und Verhalten.- Das Bedürfnis nach Sichtbarkeit: Der Einfluss der Social-Media-Kommunikation auf Offiziere der Schweizer Armee.- Teil II Geschlechtsspezifische Repräsentation in sozialen Medien.- Managing Femininity through Visual Embodiment: The Portrait of Women on the Instagram Accounts of the Swedish and the Swiss Arm .- (Ent-)ermächtigte militärische Männlichkeiten? Rekrutierung von Veteranen durch PMSCs über YouTube.- Teil III Diskussionen in sozialen Medien als Einblicke in die öffentliche Meinung.- Die Bedeutung von Diskussionen in sozialen Medien für die Streitkräfte.- Debatte über deutsche Spezialeinheiten: ein Skandal im Militär, eine Dokumentation und a Thread.- Stimmung der Social-Media-Konten der Streitkräfte im Vereinigten Königreich: Eine erste Analyse von Twitter-Inhalten.- Ein transparentes Netzwerk Digitaler Widerstand der Soldaten und wirtschaftliche Unruhen.- Teil IV Risiken und Gefahren von Social Media.- Die dunkle Seite von Interkonnektivität: Social Media als Cyber-Waffe?.- Fehl- und Desinformation in Social Media als Pulsschlag der finnischen nationalen Sicherheit.- Social Media-Nutzung in modernen Streitkräften als gemischter Segen.