Beschreibung
Jules Verne:
Die Meuterer von der »Bounty«
erzählt von Ingolf Kloss.
In der Geschichte der Seefahrt hat es immer wieder Meutereien gegeben, aber keine wurde so häufig beschrieben, nacherzählt und verfilmt wie die Vorfälle auf dem englischen Marineschiff "Bounty". Doch all dies, was uns Clark Gable, Marlon Brando oder Mel Gibson so überzeugend im Kino vorspielten, gehört ins Reich der Legenden.
"Die ganze Nacht segelten wir bei schwachem Wind nordwärts. Soweit war nun unsere Reise mit ununterbrochen gutem Glück vor sich gegangen. Jetzt aber sollten wir etwas gänzlich anderes erfahren. Es hatte sich eine Verschwörung angesponnen, so geheim verabredet, dass auch nicht das geringste Anzeichen einen Verdacht in uns erregen konnte."
So Kapitän William Bligh in seinen Erinnerungen an die Meuterei auf dem englischen Schiff am Morgen des 28. April 1789 im Südpazifik.
"Kurz vor Sonnenaufgang, als ich noch schlief, kamen Fletcher Christian und drei seiner Kumpane in meine Kajüte, ergriffen mich, banden mir die Hände auf den Rücken und drohten, mich augenblicklich zu töten, wenn ich nur den geringsten Lärm machen würde."
Mit 18 ihm ergebenen Männern wurde Bligh in das Beiboot verfrachtet, mit etwas Proviant versorgt und in den scheinbar sicheren Tod geschickt. Doch in einer nautischen Meisterleistung navigierte Bligh in knapp zwei Monaten das überfüllte Boot 6000 Kilometer bis nach Timor, dem heutigen Indonesien.
Nach London heimgekehrt feierte man ihn. Der "English Chronicle" schrieb 1790:
"Dass er ein kleines Boot durch ein so gefährliches Meer gesteuert hat, beweist ein seemännisches Können, das so unvergleichlich ist, wie das Unternehmen selbst jenseits des Vorstellbaren zu liegen scheint."
Die meisten Meuterer wurden zwei Jahre später aufgespürt und gefangen genommen. Vier von ihnen aber war die Flucht auf eine Insel geglückt. Pitcairn ist ein winziges Eiland auf halbem Weg zwischen Neuseeland und Peru. Hierhin flohen die Bounty-Meuterer 1789. Ihre Nachfahren leben heute noch auf der abgelegenen Insel.
Vorwort des Verfassers: "Dem Leser diene zur Nachricht, dass die folgende kurze Erzählung keineswegs erdichtet ist. Alle Einzelheiten sind den Marine-Annalen Englands entnommen. Die Wirklichkeit bietet eben zuweilen so romantische Vorkommnisse, dass jede weitere Zutat der Phantasie unnötig wird."
Der Text dieser Hörbuchausgabe basiert auf der Fassung der deutschen Erstausgabe, erschienen im A. Hartleben's Verlag, Wien, Pest, Leipzig.1880. Coverabbildung: Unter Verwendung eines Originalstiches (Ausschnitt): Bligh und die anderen verlassen die HMS Bounty und steigen in das Beiboot, ausgeführt von Robert Dodd, 1790. Coverschrift gesetzt aus der Impact.
Über den Sprecher:
Ingolf Kloss, geb. 1973, kam 1994 als Co-Moderator zu Radio Leipzig, später Moderator und Produzent bei Radio Energy; seit 2000 ist er fest angestellter Moderator, Produzent und Musikredakteur bei Radio SAW, dort auch für alle Künstler-Interviews verantwortlich (u. a. Paul McCartney, Depeche Mode, Lenny Kravitz, Herbert Grönemeyer), seit 2003 hat er seine eigene tägliche Nachmittagsshow. Er lebt in Leipzig und Magdeburg. Nach seinen umfangreichen Romanlesungen "Der große Gatsby" und "Zärtlich ist die Nacht" von F. Scott Fitzgerald folgten etliche weitere Literaturinterpretationen, u.a. auch von Jules Verne: "Überwinterung im Eis".
Autorenportrait
Über den Autor:
Jules Verne wurde 1828 als Sohn eines Rechtsanwaltes in Nantes, Frankreich geboren. Verne schrieb futuristische Abenteuerromane und gilt als Vater der Science-Fiction. Neben der Arbeit als Romancier unternahm er große Reisen, verfasste ein geografisches Werk und sammelte aus Büchern und Zeitschriften wissenschaftliche Details aus den Bereichen Geografie, Zoologie, Physik, Chemie und Technik. Er besaß eine Zettelkartei mit mehr als 20.000 Notizen. Jules Verne starb 1905 in Amiens.