Beschreibung
3/37 3/373/37 Es läuft der Frühlingswind Durch kahle Alleen, Seltsame Dinge sind In seinem Wehn. Er hat sich gewiegt, Wo Weinen war, Und hat sich geschmiegt In zerrüttetes Haar. Er schüttelte nieder Akazienblüten Und kühlte die Glieder, Die atmend glühten. Lippen im Lachen Hat er berührt, Die weichen und wachen Fluren durchspürt. Er glitt durch die Flöte Als schluchzender Schrei, An dämmernder Röte Flog er vorbei. Er flog mit Schweigen Durch flüsternde Zimmer Und löschte im Neigen Der Ampel Schimmer. Es läuft der Frühlingswind Durch kahle Alleen, Seltsame Dinge sind In seinem Wehn. Durch die glatten Kahlen Alleen Treibt sein Wehn Blasse Schatten Und den Duft, Den er gebracht, Von wo er gekommen Seit gestern nacht.
Autorenportrait
Hugo von Hofmannsthal, geboren am 1. Februar 1874 in Wien und gestorben am 15. Juli 1929 in Rodaun (Österreich), war ein österreichischer Schriftsteller, Dichter, Essayist, Dramatiker und Librettist. Er gilt als einer der wichtigsten Vertreter der Die Wiener Moderne und ist Teil der literarischen und künstlerischen Bewegung Junges Wien.