Beschreibung
In einem verbreiteten Buche über das Leben des sexuellen Mittelstandes und dessen heutige Leiden verschenkt der ärztliche Verfasser die Erfahrungen einer wie er sagt fast fünfzigjährigen Praxis so gut wie für nichts. Er weiß und lehrt, wie annehmlich es sei und das von ihm in Betracht gezogene Liebesleben fördernd, wenn sich die daran Beteiligten des öfteren an den sekretierenden Körperteilen etwas waschen. Oder er setzt auseinander, wie es für das Glück und vor allem auch für die Dauer einer Ehe von großer Wichtigkeit sei, die Positionen der Kopulation zu variieren, und er gibt da gleich ausführlich ein Dutzend verschiedener Positiones amoris an, alle wie er sagt höchst geeignet, das Vergnügen nicht reizlos werden zu lassen, - nicht immer ganz einfache Stellungen, aber alle doch mit einigem Fleiß und gutem Willen zu erlernen. Sagt also nach dem Abendbrot der vollbärtige Gatte zu seiner Frau Gemahlin: 'Heute, Luise, wollmermal an Stellung fünf rangehn', - Und voll Eifer studiert die gerne willige Gattin Was ihr der schlicht behaarte Finger zu lesen gebietet, wie man im idyllischen Versmaß es nur sagen kann.
Autorenportrait
Franz Blei (* 18. Januar 1871 in Wien, Österreich-Ungarn; gestorben 10. Juli 1942 in Westbury, New York, USA) war ein österreichischer Schriftsteller, Übersetzer, Herausgeber und Literaturkritiker. Sein Hauptwerk ist Das große Bestiarium der deutschen Literatur, darin er ausgewählte zeitgenössische Schriftsteller in Tierallegorien vorstellte. Unter seinen Übersetzungen gelten die von Oscar Wilde Märchen und De Laclos Gefährliche Liebschaften als weiterhin vorzüglich.