Beschreibung
Der Band von Sebastian Kiefers Studien legte dar, was Reinhard Priessnitz dazu bewog, von einem „totalen“ Gedicht jenseits der Avantgarden zu träumen – und weshalb er sich scheute, das öffentlich als systematisches Programm zu formulieren. Kiefer zeigte, dass und weshalb Priessnitz diesen verwegenen Traum auf der Basis eines säkularen, empirienahen Ergründens von Sprache und Denken träumte, und er zeigte, wie dieser Traum in Gestalt eines in sorgfältiger Dramaturgie angeordneten Ensembles von Gedicht-Individuen fragmentarisch Wirklichkeit werden konnte.
Der zweite Band der Studien führt nun in ausgreifenden Einzellektüren vor, wie fundamental verschieden der Begriff von Dichtung und Text in jedem der vierundvierzig Gedichte entworfen wird – und wie verschieden deshalb das jeweilige Lesen und Sinnerfahren sein muss. Dieser Band macht in beeindruckender Argumentation nachvollziehbar, wie es möglich ist, dass alle diese Gedichte unwiederholbar
eigensinnig sind und dennoch miteinander kommunizieren und konkurrieren, um Eines erfahrbar zu machen: Was genuin dichterische Erkenntnis unter heutigen Bedingungen sein kann.