Beschreibung
Die historische Analyse des Wirkens der Neuendettelsauer Missionsgesellschaft in Papua-Neuguinea 1886-1919 zeigt, wie erstaunlich präsent Medizin im Missionskontext der deutschen Kolonialzeit war. Krankheiten waren allgegenwärtig: Europäer litten konstant unter Malaria, für die indigene Bevölkerung wurden eingeschleppte Epidemien wie Pocken oder Influenza zum tödlichen Verhängnis. Aus christlicher Nächstenliebe bemühten sich Missionsangehörige um den Aufbau medizinischer Versorgungsstrukturen - gleichzeitig wurde die Medizin aber auch für missionarische Zwecke instrumentalisiert. Agierten die Missionare tatsächlich als Befreier von Angst und Finsternis? Oder wurde der traditionelle Geisterglaube lediglich ersetzt durch die Furcht vor einem christlichen Gott? Die metaphysische Einbettung von Krankheit und Heilung in einen spirituellen Kontext erweist sich dabei als zentrales Element kultureller Aushandlungsprozesse und Verflechtungen. Magdalena Kittelmanns Untersuchung aus medizinhistorischer Perspektive wirft ein neues Licht auf komplexe aktuelle Debatten der Missionswissenschaft und Kolonialgeschichte.