Beschreibung
"Erinnerungen sind aus wundersamem Stoff gemacht - trügerisch und dennoch zwingend, mächtig und schattenhaft. Es ist kein Verlaß auf die Erinnerung, und dennoch gibt es keine Wirklichkeit außer der, die wir im Gedächtnis tragen" - so beginnt der erste Teil von Klaus Manns Autobiographie, der die Münchner Kindheitsjahre von 1906 bis 1914 schildert.
Autorenportrait
Klaus Mann, 18. 11. 1906 München - 21. 5. 1949 Cannes. Das zweite Kind Thomas und Katja Manns besuchte die Odenwaldschule, brach aber 1924 die schulische Ausbildung ab und begann mit einer umfangreichen kritischen und literarischen Produktion. Darüber hinaus trat er zusammen mit Pamela Wedekind, seiner Schwester Erika und Gustaf Gründgens in einem Theaterensemble auf und unternahm eine Weltreise. 1933 emigrierte M. (Paris, Amsterdam, seit 1938 USA) und wurde mit seinen Aktivitäten - u. a. Herausgabe der Zeitschriften Die Sammlung (Amsterdam, 1933-35) und Decisions (New York, 1941-42) - eine der wichtigsten Gestalten der Exilliteratur. Er kehrte 1944 als Korrespondent nach Europa zurück (Italien-Feldzug) und lebte nach Kriegsende in Frankreich. Er nahm sich mit einer Überdosis Schlaftabletten das Leben. Das Frühwerk M.s ist stark autobiographisch geprägt; es thematisiert in den Dramen die erotischen Beziehungen zwischen den Mitgliedern des Theaterensembles und die eigene Homosexualität, beschreibt die Geschichte seiner Kindheit (Kind dieser Zeit) und beschäftigt sich mit der Drogenabhängigkeit und der möglichen Konsequenz des Suizids (Treffpunkt im Unendlichen). Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde der Kampf gegen den Faschismus zum beherrschenden Thema des publizistischen und literarischen Werkes. M. machte die Exilzeitschrift Die Sammlung zum Forum der Faschismusgegner aus den verschiedenen Lagern, schilderte die Situation der Exilierten, auch der Außenseiter, in dem Roman Der Vulkan und schrieb in Mephisto die Geschichte eines skrupellosen Karrieristen im Dritten Reich als Symbol seiner Zeit, in dem sich unschwer der frühere Freund und Schwager Gründgens erkennen lässt. 1942 setzte M. seine mit der Kindheitsgeschichte begonnene Autobiographie fort (The Turning Point), die er dann in der dt. Fassung (Der Wendepunkt) weiterführte. In: Reclams Lexikon der deutschsprachigen Autoren. Von Volker Meid. 2., aktual. und erw. Aufl. Stuttgart: Reclam, 2006. (UB 17664.) - © 2001, 2006 Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart.